Tesla baut in inzwischen 500T Autos im Jahr und ist daher weit weg von einem Kleinserienhersteller (wobei es natürlich reichlich was zu tun gibt bzgl. Qualitätsoptimierung...ist halt eher was für den US-Massenmarkt, und nicht in allen Belangen Premium-like). Zum Vergleich: das ist etwa so viel, wie BMW Anfang oder Mitte der 90-er Jahre abgesetzt hat (E36 und Co. lassen grüßen!)
Aber wer sich mal in einen Tesla und dann in die europäische Konkurrenz (auch I-Pace, E-tron) gesetzt hat, wird schnell sehen, dass Tesla der deutschen Konkurrenz Jahre, wenn nicht gar ein ganzes Jahrzehnt voraus ist. Allein die Tatsache, dass ein Model X (ca. 1,5 größer als ein E-tron) zum vergleichbaren Preis eine wesentlich höhere praktische Reichweite bietet, spricht Bände. Von der mangelnden Infrastruktur abseits Tesla's Superchargern ganz zu schweigen. Ein E-tron mag ja mit 150 kw laden können, aber wenn es immer noch fast keine Säulen hierzu gibt, ist dies nicht viel wert. Die Supercharger schaffen 120 kw seit ganz zu Beginn, und sie werden in Kürze auf 250kw upgegraded werden. In kürze kann man alle Teslas tatsächlich während der Zigaretten-/Pinkelpause voll laden.
Over the Air updates, Autopilot, etc. Alles Sachen die es bei Tesla seit Jahren gibt, und die europäische Konkurrenz fängt erst jetzt an damit den Anschluss zu finden. Mag sein, dass man dann vielleicht ein wenig besser ist (wobei ich auch hierfür noch keinen Beweis sähe), aber erinnern wird man sich immer an die, die zuerst da waren.
Das würde ich so nicht unkommentiert unterschreiben. Ja, Teslas Modelle haben klare Stärken:
- Performance
- Reichweite
- Effizienz
- Ladeinfrastruktur
Genauso sehe ich aber auch einige Schwächen im Vergleich mit der Konkurrenz:
- Geräuschdämmung
- Verarbeitungsqualität in Relation zum Preisniveau
- Innenraum/Bedienung
- Individualität bzw. verfügbare Ausstattungsoptionen (gibt noch nicht mal Matrix-LED...)
Hinzu kommen viele generelle E-Auto-Probleme, die Tesla ebenso treffen wie alle anderen Hersteller, und für mich aktuelle absolute KO-Kriterien darstellen:
- Noch immer viel zu geringe Ladesäulendichte, auch inkl. Super-Chargern. Wenn ich von A nach B fahre, will ich nicht mehr als 1km von meinem Zielort parken müssen, nur um Laden zu können.
- Noch immer viel zu geringe Ladegeschwindigkeit. Viele Ladesäulen schaffen nur einige kW, oder aber der Akku ist zu warm/kalt, oder aber der Akku ist zu voll/leer, ... Selbst an Super-Chargern berichten unzählige Model 3 Besitzer von unerklärlich langsamen Ladevorgängen. Die oft zitierten Peak-Werte (gilt für Tesla wie alle anderen) sind auf deutsch gesagt Verarsche.
- Noch immer viel zu geringe Reichweite. Bei 150 km/h findet man für das Model 3 Werte von ~23 kWh/100 km, d. h. nach 300 km ist Schluss. Im Winter wahrscheinlich nach 250 km, wenn ich noch den Akku schone und nur von 10 - 90% lade bleiben 200 km. Das ist ein schlechter Witz. Wenn ich dann noch bedenke, dass es nicht überall brauchbar schnelle Ladesäule gibt, kann ich die verfügbare Reichweite idR auch nicht einmal ausreizen...
- Viel zu hohe Preise. Strom ist in Deutschland ohnehin schon zu teuer, an Ladesäulen sind es dann schnell mal 40, 50 oder noch mehr Cent pro kWh. Dazu kommen Strafgebühren nach Abschluss des Ladevorgangs (da lade ich mein Auto eine Stunde und muss dann minutengenau zurück am Fahrzeug sein!) Ladeverluste, Vorkonditionierung...
Zusammengefasst: Tesla kocht auch nur mit Wasser und profitiert in erster Linie vom Vorsprung bei der Ladeinfrastruktur. Generell sehe ich beim E-Auto aktuell aber noch so viele Schwächen, dass es für mich vollkommen unattraktiv ist. Es bleibt eine Nische für rein innerstädtische Pendler mit privater Lademöglichkeit (am besten mit Solaranlage) und Zweitauto. Und das wird sich auch nicht so schnell ändern.