So, mal ein kleiner Zwischenbericht von einer aus meiner Sicht spannenden weil lustigen Ausfahrt vorletzte Woche.
Meine Holde und ich hatten beide Montags frei und sagten uns am Sonntag, lass uns doch nach Mailand fahren. Gesagt getan und den Focus voll gepackt und losgedüst. Auf dem Hinweg Tempomat bei 135 gesetzt und beobachtet das der Motor dort seine 6,3 Liter will, da wir von SG bis Locarno nahezu unterbruchsfrei unterwegs waren kann man das so stehen lassen. Ist aus meiner Sicht ein guter, aber kein überragender Wert. Bis dahin war die Anfahrt extrem gemütlich und entspannend, was im Grunde der immensen Ruhe, dem Fahrwerk und den tollen Sitzen geschuldet war.
Nun gut, dann die italienische Seite. Aufgrund des Verkehrsaufkommens und der durch die Einwohner doch, sagen wir mal freizügigen Auslegung von Mindestabstand, Maximaltempo, Vorfahrtsregelung und Signalisierung von Spurwechseln ist der Verbrauch leicht auf etwas über 7 Liter angestiegen. Ich habe mich eben voll integriert und bin genauso bescheuert gefahren wie die vor Ort, vor allem in Mailand selbst war das extrem. Meine Freundin hat fast nen Knall bekommen, aber anders war man nur ein Verkehrshindernis und ist angehupt und vollgeblubbert worden.
Nun, man durfte auch feststellen das italienische Garagen eher für einen Fiat 500 statt für einen Kompaktwagen gebaut sind. Nach dem Einparken in ca 25 Zügen mit Abstand hinten ca 5cm und vorne ca 10 cm bei geschlossenem Tor, bin ich völlig verschwitzt aus dem wild piependen Auto augestiegen. Denn leider gehen die Parkpiepser immer wieder an sobald man den Rückwärtsgang rein macht und für die Garage war das schlicht zu grosszügig am piepsen.
Am nächsten Nachmittag ging es dann, begleitet durch die sehr gut regelnde Klimaautomatik, durch den durchgeknallten Wuselverkehr aus Mailand über die Viale Monza nach Monza. Dort haben wir zugeschaut wie die F1 Renner zerlegt und eingepackt werden, Sauber war natürlich schon fertig und bereits auf dem Rückweg in die Schweiz (Woran das wohl lag). Ein kleiner Spaziergang am Rand der Strecke lag dann auch drin. Durch einen Zufall, ich habe einen Paddock Club Mitarbeiter nach dem Ausgang gefragt, Antwort: „Steigts ein!“, durften wir in einem VIP Bus (voll ausgestattete V Klasse mit Leder und allem möglichen Schnick-Schnack) durch die Boxengasse und ein Stück über die Rennstrecke mitfahren. Der lustige Bayer am Steuer hat dann philosophiert: „Der Ecclestone und seine 2,5 Stunden Rennen! Schauts euch den Aufwand an! So ein Wahnsinn!“ Das war dann doch ein Highlight und recht unerwartet. Aber schon der Hammer was der Paddock Club für einen Fuhrpark vor Ort hat. Das waren locker 30 Mercedes (CLA, GLA, V-Klasse, G-Klasse, ML, CLS und Co), darunter auch diverse AMG Varianten. Der Gute hat noch geprüft ob alle verschlossen sind, denn er hatte die Schlüssel der Kisten in der V-Klasse liegen.
Danach ging es nach Hause, wieder die gleiche Fahrweise an die man sich schon schnell gewöhnt und eben fährt wie das letzte Arschloch. In CH dann wieder gediegen gefahren und eigentlich gehofft gut durch zu kommen. Wäre da nicht wie immer Stau! Scheisse! Aber zum Glück lockte die Passauffahrt. Hm, meine Holde war recht skeptisch, wollte aber selbst nicht fahren. Also hoch auf den Gotthardpass über Andermatt auf den Oberalppass. Ich sag nur das ist eine saugeile Strecke.
Nun, der kleine Winzlingsmotor hat dabei seine Sache sehr gut gemacht. Er hat den Kompakten schwungvoll bergauf gescheucht und wirkte niemals überanstrengt, es sei denn die Drehzahl ist unter 2500 U/min gefallen. Dabei das lustige Röhren des nach R6 klingenden 3 Enders begleitet durch dieses leicht präsente Turbopfeifen, machte schon Laune. Aber aus Rücksicht auf meine Freundin habe ich vor und in den Kurven noch gediegen gemacht. O-Ton von ihr: „So krass fährst du doch gar nicht!“. „Schatz, ich fahre auch nur zügig, aus Rücksicht auf dich!“, Sie: „Dann fahr doch mal so wie du normal fahren würdest!“. Also gut, Challenge acceptet! Als erstes wurde alles ausgestellt was für Sicherheit sorgt, dann wurde der Sitz noch ein wenig nach vorne gerutscht und ab dafür. Ausdrehen der Gänge, hartes Anbremsen, Lenkimpuls und mit eindrehendem Heck in die erste Kurve, wieder voll raus und das Ganze die nächsten Kurven so weiter getrieben. Und ich muss es wieder sagen, der Wagen fährt sich durchaus unterhaltsam und spielerisch, stellt einen am Limit nicht vor unlösbare Aufgaben, wenn nur die verdammten Geraden nicht ganz so lang wären. Es ist schon lustig zum Teil mit einem Frontkratzer leicht „driftend“ durch eine Kurve zu räubern, nur wenn man es übertreibt schiebt er mal über die VA. Leider scheint das ESP aber noch immer aktiv im Hintergrund zu arbeiten, dann ganz so frei wie ich mir das gewünscht hätte, war ich doch nicht unterwegs. Aber man hat immer noch mehr als genug Bewegungsfreiheit im Heck um ordentlich Spass zu haben, nur ab einem gewissen Winkel war dann doch wieder jemand anderes da der die Linie (sofern man das so nennen kann) zerpflückt hat.
Nach insgesamt 8 Kurven kam dann aber lautstarker Protest von rechts: „Fahr bitte nicht mehr normal!“ Schon war der Spass wieder vorbei. Ihr war schlecht und sie hat Schiss bekommen. Nun, dennoch war der Quickie lustig und auch zügiges Fahren macht noch Laune, vor allem bergab. Nur hier liegt eine der grossen Schwächen des kleinen Triebwerks. Es fehlt schlichtweg die Motorbremse. Trotz niedrigem Gang muss man bergab ständig auf die Bremse, sonst dreht der Motor 5000 U/Min und man wird dennoch schneller, wo andere Fahrzeuge nicht einmal 3500 U/min erreichen. Selbst leichte Gefälle haben einen solchen Einfluss. Klar spart das sicher Sprit, doch alles zu Lasten der Bremsen. Aber so konnte ich wenigsten „ungewollt“ die eine oder andere Kurve zügiger nehmen (ihr ging es nach einer kurzen Pause ja wieder besser).
Am Ende waren es dann ca 1,5 Stunden Umweg über beschauliche Bergstrassen, mit extrem schöner Aussicht und erstaunlich viel Fahrspass in einem nur 125 PS leistenden Kompakten. Kaum vorzustellen wie viel Fun man hier mit einer Elise SC ohne (und das ist ganz wichtig) Beifahrerin hätte. Also die Strecke ist extrem empfehlenswert.
In SG angekommen waren es dann für knapp 800 km berechnete 6,6 Liter auf der Uhr, was mich dann doch erstaunt hat. Alles in allem war ich sehr zufrieden und fand die 125 PS durchaus ausreichend und das Fahrverhalten genial. Wie schon gesagt, hier den 182 PS Ecoboost Motor und meines Vaters Sohn wäre etwas glücklicher. Mehr geht immer, aber eben: Es ist (eigentlich) ein Vernunftsauto.