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Hi zusammen, ich melde mich zurück mit einem „Langzeitbericht“ zu einem 2014er Ford Focus 1.0 EcoBoost Winner Edition. Sicher kein Burner oder gar eine Rakete, aber ein doch recht angenehmer Begleiter. Dieser Wagen hat die Nachfolge des 2008er Focus TDCI meiner Freundin angetreten.
Aussendesign und Emotionen:
Nun, mir persönlich gefällt der Focus nicht ganz so gut. Die Form ist ok und als ST passt auch die Beplankung, als standardmässiges Brot und Butter Modell ist er eben nicht ganz so hübsch. Die schwarzen Planken, die hässlichen Stege in der Frontschürze und die merkwürdigen Rückleuchten gefallen mir überhaupt nicht. Auch die 16 Zoll Alus machen nicht viel her, aber wohl die sympathische Aussenfarbe namens „dark micastone metallic“. Denn diese ist nicht einfach silber, sondern wechselt je nach Licht die Erscheinung, hat irgendwie etwas schönes an sich und lässt die restlichen, zum Teil kräftigen Konturen des Fahrzeuges dynamischer erscheinen. Aber er muss ihr und nicht mir gefallen, ich konnte sie wenigstens von der Farbe überzeugen, anstatt eines erneut schwarzen Wagens.
Nun Emotionen weckt das alles trotzdem nicht. Ein Leon ist hübscher und ein Golf kaum langweiliger.
Innenraum, Verarbeitung und Ausstattung:
Der Innenraum ist auch nicht gerade das Optimum. Zwar wirkt alles solide, die Materialien sind gut verarbeitet aber das Design und das Knöpfewirrwarr sind nicht schön. Auch das Armaturenbrett ist mir zu hoch eingebaut und das recht hässliche Display in der Mittelkonsole stört auch. Doch an die Knöpfe und die verschachtelten Menüs gewöhnt man sich schnell auch wenn es nicht immer logisch ist.
Aber, der Wagen hat sehr gute Sportsitze, die Sitzposition ist sehr gut und der Platz mehr als ausreichend. Besonders gut gefallen mir das Lenkrad, der Sound der wirklich guten Radioanlage und der super in erhöhter Position gestellte Schalthebel des sehr knackigen 6 Gang- Getriebes mit den (leider) etwas zu langen Schaltwegen.
Einzig der nach 2000 km bereits knarzende Sitz nervt und ist nicht gerade toll bei einem Neuwagen.
Die Ausstattung ist reichhaltig und umfasst viele Sachen die keiner wirklich braucht (wie der Parkassi und der Limiter). Doch Tempomat, Parksensoren mit Anzeige (sind bei der Übersichtlichkeit auch nötig), das Radio mit Bluetooth für Telefone, die vielen Anschlüsse, der gut regelnde Regensensor, beheizbare Frontscheibe (aktuell natürlich sinnfrei, aber im Winter sicher ein Segen), automatisch abblendende Aussen wie Innenspiegel und vieles mehr machen Sinn und erleichtern vieles. Nur Xenon fehlt mir persönlich.
Fahrverhalten, Komfort, Lenkung und Bremsen:
Tja, ein langweiliges Brot und Butter Auto eben. Fährt extrem ruhig, den Motor hört man im Stand null und bei Teillast wenig, ein leichtes aber recht angenehmes Brummeln (welches deutlich mehr als 1 Liter Hubraum suggeriert) ist zu vernehmen, die Lenkung ist angenehm und nicht zu leichtgängig, die Sitzposition sehr gut, die Sitze komfortabel, langstreckentauglich aber mit guten Seitenhalt. Auch die Eigenschaften der Federung sind erstaunlich. Die Feder-/Dämpfer Einheit spricht sensibel und komfortabel an und man fühlt sich sehr bequem und extrem ruhig aufgehoben.
F❤️, das ist doch öde. Klar, wir reden wirklich von einem Biedermann aber das kann es doch nicht sein. Das klingt ja fast nach Golf fahren. Bäh!!! Ist das wirklich eine geschmacksarme Trockenpflaume?
Ich wäre nicht ich wenn ich es nicht wenigstens probieren würde. Und man muss es einfach sagen. Einen Designpreis für aussen und innen gebührt den Hersteller der asiatisch anmutenden Pflaume sicher nicht, wohl aber der Preis für das beste Stahlfederfahrwerk der Kompaktklasse (bin schon Golf, Leon, Octavia, Mazda 3, A Klasse und Kia Ceed gefahren). Denn der Wagen ist nicht nur komfortabel, sondern auch erstaunlich sportlich, direkt und mit geringer Wankneigung. Ehrlich gesagt bin ich auf Grund der zu erfahrenden Kurventempi erstaunt. Der Wagen hat „nur“ 215er Reifen drauf, aber der sehr hohe Grip und die lange Neutralität sind erstaunlich. Doch der Clou ist das Einlenkverhalten und die einfache Möglichkeit das Heck spielerisch zum mitlenken zu bewegen. Und so macht es immensen Spass den Wagen ums Eck zu scheuchen. Klar, ein Fiesta ST ist zackiger, aber was der komfortable Spiesserkarren da für eine Sohle aufs Parkett legt ist erstaunlich. Vor allem wenn eine Kurve zumacht und man noch weiter einlenkt, man erwartet dann zwangsläufig Untersteuern wie beim Golf oder regelrechtes Hubbeln über die VA wie beim Ceed, zuckt das Heck ähnlich wie beim Fiesta ST und man kann weiter in die Kurve eintauchen. Absolut erstaunlich und genial zum Fahren.
Die Lenkung macht dabei ihre Sache trotz relativer Leichtgängigkeit extrem gut. Sie ist sehr direkt, äusserst präzise und die Lenkwinkel sind erstaunlich klein. Steigt man danach in einen Kia Ceed hat man das Gefühl einen Kleinbus zufahren.
Auch auf der Bremse lässt sich das Heck bewegen und man kann immer schön in die Kurve rein stechen. Zur Bremse muss man auch sagen dass sie sehr standfest ist und sich hervorragend dosieren lässt, nur könnte sie etwas bissiger zupacken.
In der Summe würde ich sagen dass diese Abstimmung subjektiv locker 200 PS vertragen könnte. Schade aber dass es nur derer 125 sind.
Motor, Getriebe und Sound:
Ja ernsthaft, ich möchte echt etwas über diesen Kümmerling schreiben. Ein Kümmerling der mehrfach Engine oft the Year war und das Thema Downsizing schon fast auf die Spitze treibt. Klar reine Literleistung können andere deutlich besser, aber wir reden tatsächlich von einem 3 Zylinder mit 998 Kubik Hubraum, der dank Turbo 125 PS und dank Overboost bis zu 200 (170 ohne Overboost) NM Drehmoment in 6 Gang Getriebe schickt. Und das alles in einem knapp 1350 Kilo schweren Kompakten.
Nochmal! Ein rappeliger 3 Zylinder mit kümmerlichen 1 Liter Hubraum! Das erwartet man bei einem Doewoo Matiz, einem VW UP oder ähnlichem, aber nicht bei einem Golf Konkurrenten.
Wie schon weiter oben geschrieben, hört nach dem Anlassen erstmal ein kurzes Brumm und dann nichts. Ist der Karren gleich wieder ausgegangen? Nein, tatsächlich läuft der Winzling schon. Und man merkt es nicht. Zappeln 3 Ender sonst wie Raver auf Speed in der Dorfdisco, merkt man hier null. Nur wenn man ganz genau versucht es zu spüren nimmt man im Stand minimale Vibrationen war.
Nun also losfahren und auf Grund des geringen Geräuschpegels fährt man Anfangs mit weit über 2500 U/min los und wird dann unfreiwillig mit quietschenden Reifen und zu viel Anfahrspeed belohnt, was schon mal zu einem Schreck an ner Ampel führen kann, denn der Vordermann ist plötzlich schneller näher als einem lieb ist. Man gewöhnt sich schnell daran und stellt fest das 1500 U/min recht locker reichen.
Und genau diese Drehzahl ist bei dem Wagen erstaunlich wichtig. Denn hier ist die Grenze zwischen Unwillen und Durchzug. Unterhalb dieser Drehzahl mag der Motor nämlich überhaupt nicht und man fühlt sich extrem unsouverän, wenn man das bei 125 PS überhaupt mal ist, rumpelt vor sich hin wie ein betrunkener Seemann der tanzen will und das Pedal fühlt sich an als wäre ein luftleerer Raum darunter. Doch ab 1500 U/min zieht der Wagen sehr gut, spricht nahezu ohne Verzögerung an, ist recht elastisch und fühlt sich nach deutlich mehr als 1,8 Liter Hubraum an. Turbo sei Dank eben.
Im normalen Alltag kann man so recht gemütlich mit Drehzahlen unter 3000 U/min im Verkehr mitfahren und ist dabei extrem entspannt und ausreichend flott unterwegs. Im 5ten oder 6ten Gang durch die Stadt zuckeln ist aber bei Drehzahlen um 1200 bis 1400 U/min nicht ratsam und laut momentaner Verbrauchsanzeige auch nicht sinnvoll, natürlich wird laut Ford und Presse etwas anderes verlautet, auch die Schaltanzeige und die blöden Blümchen im Display behaupten stur etwas anderes, aber da ich nun 3 Exemplare fahren durfte, ist das ein grundlegendes Problem. Und ruhig ist der Motor bei geringer Last! Ist schon krass das man das kaum wahrnimmt. Die Schaltung macht dabei ihren Job durch Exaktheit, knackig mit etwas zu langen Wegen und optimaler Lage sehr gut, nur die Abstufung der Gänge ist ab Gang 4 zu lang gewählt.
Tja, alles gut, alles langweilig. Doch man will auch testen was geht und ab und an locker überholen oder das hervorragende Fahrwerk quälen. 125 PS sind sicher kein Längsdynamikkracher, aber Standard in der Kompaktklasse. Nun habe ich eben erwartet dass der Motor sich auf Grund des frühen Drehmoments und des geringen Hubraums anfühlt wie der 1.4 TSI (122 PS) aus dem Leon. Denn der drückt unten recht gut, fühlt sich aber obenrum so unwohl wie eine 18 Jährige mit Körbchengrösse A im Freibad. Doch weit gefehlt, der Durchzug bis 4000 U/min ist schon recht erstaunlich für diesen Fingerhutmotor, doch ab 4000 U/min legt er sich nochmal ins Zeug um frei weg Richtung 6300 U/min zu drehen, erst danach geht ihm die Luft aus. Ehrlich gesagt ziemlich krasse Vorstellung für ein Mass voll Kölsch.
Und dann noch dieser unerwartet witzige Motorsound innen wie aussen. Bis ca 3500 U/min hört es sich bei höherer Last an wie ein dumpfes Schnattern um dann bei höheren fast zu klingen wie ein 6 Zylinder. Nein, ich verarsche euch nicht. Vom Sound her klingt es fast schon wie ein R6. Irgendwie lustig. So macht der Wagen sogar Spass und beim Ausdrehen der Gänge 2 – 3 (Tacho 140) bleibt man mit einem 140 PS TDCI ebenfalls im Focus kaum dran.
Nur auf der AB geht dem Wagen ab 150-160 die Luft aus und der Weg zur V-Max von echten 193 gerät ab echten 185 doch arg lang. Zudem muss man dazu in Gang 5 fahren, denn im 6ten wird das eine Zumutung. Aber mit viel Anlauf liegen mit Super Plus statt Super sogar 201 (Tacho 212) auf der Geraden an. Der Motor reagiert recht gut auf 98 Oktan und verbraucht so sogar etwas weniger, wobei das noch subjektiv ist und keine Laborwerte als Basis dienen.
Klar, lässt man es so „krachen“ schlürft der Kleine wie ein Grosser und lässt auch mal 9+ Liter durch. Im Schweizer Alltag bei etwas sportlicher Fahrweise und Kurzstrecke sind es dann zwischen 6,2 und 6,8 Liter, was aber angesichts der noch relativ geringen Laufleistung leichte Änderungen erfahren wird. Doch der 2 Liter TDCI verbraucht kaum weniger und da Diesel in CH teurer ist als Benzin, war die Entscheidung klar.
Fazit:
Der Focus ist nicht der Schönste, auch nicht der Grösste oder der mit dem grössten Innenraumwohlfühlambiente, aber er ist der mit dem besten Fahrwerk und dem sportlichsten Fahrverhalten in dieser Leistungsklasse. Insgesamt nicht perfekt, aber ein sehr guter Begleiter der auch mal richtig Spass machen kann und genau das fehlt den anderen Kompakten ein wenig.
Aussendesign und Emotionen:
Nun, mir persönlich gefällt der Focus nicht ganz so gut. Die Form ist ok und als ST passt auch die Beplankung, als standardmässiges Brot und Butter Modell ist er eben nicht ganz so hübsch. Die schwarzen Planken, die hässlichen Stege in der Frontschürze und die merkwürdigen Rückleuchten gefallen mir überhaupt nicht. Auch die 16 Zoll Alus machen nicht viel her, aber wohl die sympathische Aussenfarbe namens „dark micastone metallic“. Denn diese ist nicht einfach silber, sondern wechselt je nach Licht die Erscheinung, hat irgendwie etwas schönes an sich und lässt die restlichen, zum Teil kräftigen Konturen des Fahrzeuges dynamischer erscheinen. Aber er muss ihr und nicht mir gefallen, ich konnte sie wenigstens von der Farbe überzeugen, anstatt eines erneut schwarzen Wagens.
Nun Emotionen weckt das alles trotzdem nicht. Ein Leon ist hübscher und ein Golf kaum langweiliger.
Innenraum, Verarbeitung und Ausstattung:
Der Innenraum ist auch nicht gerade das Optimum. Zwar wirkt alles solide, die Materialien sind gut verarbeitet aber das Design und das Knöpfewirrwarr sind nicht schön. Auch das Armaturenbrett ist mir zu hoch eingebaut und das recht hässliche Display in der Mittelkonsole stört auch. Doch an die Knöpfe und die verschachtelten Menüs gewöhnt man sich schnell auch wenn es nicht immer logisch ist.
Aber, der Wagen hat sehr gute Sportsitze, die Sitzposition ist sehr gut und der Platz mehr als ausreichend. Besonders gut gefallen mir das Lenkrad, der Sound der wirklich guten Radioanlage und der super in erhöhter Position gestellte Schalthebel des sehr knackigen 6 Gang- Getriebes mit den (leider) etwas zu langen Schaltwegen.
Einzig der nach 2000 km bereits knarzende Sitz nervt und ist nicht gerade toll bei einem Neuwagen.
Die Ausstattung ist reichhaltig und umfasst viele Sachen die keiner wirklich braucht (wie der Parkassi und der Limiter). Doch Tempomat, Parksensoren mit Anzeige (sind bei der Übersichtlichkeit auch nötig), das Radio mit Bluetooth für Telefone, die vielen Anschlüsse, der gut regelnde Regensensor, beheizbare Frontscheibe (aktuell natürlich sinnfrei, aber im Winter sicher ein Segen), automatisch abblendende Aussen wie Innenspiegel und vieles mehr machen Sinn und erleichtern vieles. Nur Xenon fehlt mir persönlich.
Fahrverhalten, Komfort, Lenkung und Bremsen:
Tja, ein langweiliges Brot und Butter Auto eben. Fährt extrem ruhig, den Motor hört man im Stand null und bei Teillast wenig, ein leichtes aber recht angenehmes Brummeln (welches deutlich mehr als 1 Liter Hubraum suggeriert) ist zu vernehmen, die Lenkung ist angenehm und nicht zu leichtgängig, die Sitzposition sehr gut, die Sitze komfortabel, langstreckentauglich aber mit guten Seitenhalt. Auch die Eigenschaften der Federung sind erstaunlich. Die Feder-/Dämpfer Einheit spricht sensibel und komfortabel an und man fühlt sich sehr bequem und extrem ruhig aufgehoben.
F❤️, das ist doch öde. Klar, wir reden wirklich von einem Biedermann aber das kann es doch nicht sein. Das klingt ja fast nach Golf fahren. Bäh!!! Ist das wirklich eine geschmacksarme Trockenpflaume?
Ich wäre nicht ich wenn ich es nicht wenigstens probieren würde. Und man muss es einfach sagen. Einen Designpreis für aussen und innen gebührt den Hersteller der asiatisch anmutenden Pflaume sicher nicht, wohl aber der Preis für das beste Stahlfederfahrwerk der Kompaktklasse (bin schon Golf, Leon, Octavia, Mazda 3, A Klasse und Kia Ceed gefahren). Denn der Wagen ist nicht nur komfortabel, sondern auch erstaunlich sportlich, direkt und mit geringer Wankneigung. Ehrlich gesagt bin ich auf Grund der zu erfahrenden Kurventempi erstaunt. Der Wagen hat „nur“ 215er Reifen drauf, aber der sehr hohe Grip und die lange Neutralität sind erstaunlich. Doch der Clou ist das Einlenkverhalten und die einfache Möglichkeit das Heck spielerisch zum mitlenken zu bewegen. Und so macht es immensen Spass den Wagen ums Eck zu scheuchen. Klar, ein Fiesta ST ist zackiger, aber was der komfortable Spiesserkarren da für eine Sohle aufs Parkett legt ist erstaunlich. Vor allem wenn eine Kurve zumacht und man noch weiter einlenkt, man erwartet dann zwangsläufig Untersteuern wie beim Golf oder regelrechtes Hubbeln über die VA wie beim Ceed, zuckt das Heck ähnlich wie beim Fiesta ST und man kann weiter in die Kurve eintauchen. Absolut erstaunlich und genial zum Fahren.
Die Lenkung macht dabei ihre Sache trotz relativer Leichtgängigkeit extrem gut. Sie ist sehr direkt, äusserst präzise und die Lenkwinkel sind erstaunlich klein. Steigt man danach in einen Kia Ceed hat man das Gefühl einen Kleinbus zufahren.
Auch auf der Bremse lässt sich das Heck bewegen und man kann immer schön in die Kurve rein stechen. Zur Bremse muss man auch sagen dass sie sehr standfest ist und sich hervorragend dosieren lässt, nur könnte sie etwas bissiger zupacken.
In der Summe würde ich sagen dass diese Abstimmung subjektiv locker 200 PS vertragen könnte. Schade aber dass es nur derer 125 sind.
Motor, Getriebe und Sound:
Ja ernsthaft, ich möchte echt etwas über diesen Kümmerling schreiben. Ein Kümmerling der mehrfach Engine oft the Year war und das Thema Downsizing schon fast auf die Spitze treibt. Klar reine Literleistung können andere deutlich besser, aber wir reden tatsächlich von einem 3 Zylinder mit 998 Kubik Hubraum, der dank Turbo 125 PS und dank Overboost bis zu 200 (170 ohne Overboost) NM Drehmoment in 6 Gang Getriebe schickt. Und das alles in einem knapp 1350 Kilo schweren Kompakten.
Nochmal! Ein rappeliger 3 Zylinder mit kümmerlichen 1 Liter Hubraum! Das erwartet man bei einem Doewoo Matiz, einem VW UP oder ähnlichem, aber nicht bei einem Golf Konkurrenten.
Wie schon weiter oben geschrieben, hört nach dem Anlassen erstmal ein kurzes Brumm und dann nichts. Ist der Karren gleich wieder ausgegangen? Nein, tatsächlich läuft der Winzling schon. Und man merkt es nicht. Zappeln 3 Ender sonst wie Raver auf Speed in der Dorfdisco, merkt man hier null. Nur wenn man ganz genau versucht es zu spüren nimmt man im Stand minimale Vibrationen war.
Nun also losfahren und auf Grund des geringen Geräuschpegels fährt man Anfangs mit weit über 2500 U/min los und wird dann unfreiwillig mit quietschenden Reifen und zu viel Anfahrspeed belohnt, was schon mal zu einem Schreck an ner Ampel führen kann, denn der Vordermann ist plötzlich schneller näher als einem lieb ist. Man gewöhnt sich schnell daran und stellt fest das 1500 U/min recht locker reichen.
Und genau diese Drehzahl ist bei dem Wagen erstaunlich wichtig. Denn hier ist die Grenze zwischen Unwillen und Durchzug. Unterhalb dieser Drehzahl mag der Motor nämlich überhaupt nicht und man fühlt sich extrem unsouverän, wenn man das bei 125 PS überhaupt mal ist, rumpelt vor sich hin wie ein betrunkener Seemann der tanzen will und das Pedal fühlt sich an als wäre ein luftleerer Raum darunter. Doch ab 1500 U/min zieht der Wagen sehr gut, spricht nahezu ohne Verzögerung an, ist recht elastisch und fühlt sich nach deutlich mehr als 1,8 Liter Hubraum an. Turbo sei Dank eben.
Im normalen Alltag kann man so recht gemütlich mit Drehzahlen unter 3000 U/min im Verkehr mitfahren und ist dabei extrem entspannt und ausreichend flott unterwegs. Im 5ten oder 6ten Gang durch die Stadt zuckeln ist aber bei Drehzahlen um 1200 bis 1400 U/min nicht ratsam und laut momentaner Verbrauchsanzeige auch nicht sinnvoll, natürlich wird laut Ford und Presse etwas anderes verlautet, auch die Schaltanzeige und die blöden Blümchen im Display behaupten stur etwas anderes, aber da ich nun 3 Exemplare fahren durfte, ist das ein grundlegendes Problem. Und ruhig ist der Motor bei geringer Last! Ist schon krass das man das kaum wahrnimmt. Die Schaltung macht dabei ihren Job durch Exaktheit, knackig mit etwas zu langen Wegen und optimaler Lage sehr gut, nur die Abstufung der Gänge ist ab Gang 4 zu lang gewählt.
Tja, alles gut, alles langweilig. Doch man will auch testen was geht und ab und an locker überholen oder das hervorragende Fahrwerk quälen. 125 PS sind sicher kein Längsdynamikkracher, aber Standard in der Kompaktklasse. Nun habe ich eben erwartet dass der Motor sich auf Grund des frühen Drehmoments und des geringen Hubraums anfühlt wie der 1.4 TSI (122 PS) aus dem Leon. Denn der drückt unten recht gut, fühlt sich aber obenrum so unwohl wie eine 18 Jährige mit Körbchengrösse A im Freibad. Doch weit gefehlt, der Durchzug bis 4000 U/min ist schon recht erstaunlich für diesen Fingerhutmotor, doch ab 4000 U/min legt er sich nochmal ins Zeug um frei weg Richtung 6300 U/min zu drehen, erst danach geht ihm die Luft aus. Ehrlich gesagt ziemlich krasse Vorstellung für ein Mass voll Kölsch.
Und dann noch dieser unerwartet witzige Motorsound innen wie aussen. Bis ca 3500 U/min hört es sich bei höherer Last an wie ein dumpfes Schnattern um dann bei höheren fast zu klingen wie ein 6 Zylinder. Nein, ich verarsche euch nicht. Vom Sound her klingt es fast schon wie ein R6. Irgendwie lustig. So macht der Wagen sogar Spass und beim Ausdrehen der Gänge 2 – 3 (Tacho 140) bleibt man mit einem 140 PS TDCI ebenfalls im Focus kaum dran.
Nur auf der AB geht dem Wagen ab 150-160 die Luft aus und der Weg zur V-Max von echten 193 gerät ab echten 185 doch arg lang. Zudem muss man dazu in Gang 5 fahren, denn im 6ten wird das eine Zumutung. Aber mit viel Anlauf liegen mit Super Plus statt Super sogar 201 (Tacho 212) auf der Geraden an. Der Motor reagiert recht gut auf 98 Oktan und verbraucht so sogar etwas weniger, wobei das noch subjektiv ist und keine Laborwerte als Basis dienen.
Klar, lässt man es so „krachen“ schlürft der Kleine wie ein Grosser und lässt auch mal 9+ Liter durch. Im Schweizer Alltag bei etwas sportlicher Fahrweise und Kurzstrecke sind es dann zwischen 6,2 und 6,8 Liter, was aber angesichts der noch relativ geringen Laufleistung leichte Änderungen erfahren wird. Doch der 2 Liter TDCI verbraucht kaum weniger und da Diesel in CH teurer ist als Benzin, war die Entscheidung klar.
Fazit:
Der Focus ist nicht der Schönste, auch nicht der Grösste oder der mit dem grössten Innenraumwohlfühlambiente, aber er ist der mit dem besten Fahrwerk und dem sportlichsten Fahrverhalten in dieser Leistungsklasse. Insgesamt nicht perfekt, aber ein sehr guter Begleiter der auch mal richtig Spass machen kann und genau das fehlt den anderen Kompakten ein wenig.
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