Fahrwerkseinstellung bei Wolfgang Weber (wwmotorsport)

Ben110880

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14. November 2013
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Hallo meine lieben gaskranken Freunde,

wie bereits an anderer (OT-Stelle) angekündigt habe ich mein Schätzlein in Begleitung eines anderen Foren-Mitgliedes hier (Grüße & Danke an dieser Stelle, hat Gaudi gemacht!) am Montag zu Wolfgang Weber zu wwmotorsport bei Vilshofen gebracht, und es war ein – vorsichtig ausgedrückt – „skurriles“ Erlebnis…

Grund für den Besuch war eine, nach meiner Meinung, unharmonische und übermäßig harte „Grundeinstellung“ des Fahrwerks, mit der der Black Series von Werk aus geliefert wird und wohl auch von den wenigsten (zumindest nicht von dem Vorbesitzer meines Schätzchens) verändert wird. Das Fahrwerk ist in dieser Grundeinstellung stark auf typische Rundkurse mit topfebener Strecke ausgerichtet, jedoch sicherlich nicht von Vorteil für den ambitionierten Landstrasseneinsatz oder gar einen Ausritt in die Eifel. Das ganze deckt sich jedoch auch mit der Aussage von Herrn von Saurma im sportauto Supertest des Black Series.

Langer Rede kurzer Sinn der Feuerstuhl war bockhart und dank verstellbarem Fahrwerk war dieser Mangel schnell korrigierbar.

Also Montag Morgen vom kulinarischen Zwischenstopp am Tegernsee nach Vilshofen angereist und bei Wolfgang Weber angekommen und sich erst einmal gewundert, wo zur Hölle auf dieser „Alm“ ein ausgewiesener „Fahrwerks-Crack“ und nebenbei ziemlich erfolgreicher Rennfahrer zu finden ist…?! Kein Witz, das Ambiente deutet 0,0 auf irgendwelchen Rennsport hin. Wäre Wolfgang (ja, man hat sich nach der ersten E-Mail quasi sofort geduzt, klar denn im Rennsport hat man wenig Zeit…) nicht aus der Haustür gekommen und nach mir gerufen, hätte ich umgedreht und die Adresse nochmals gründlich kontrolliert.

Aber das war nicht nötig, denn er kam in Begleitung zweier „Höllenhunde“ auf uns zu, begrüßte uns sehr freundlich und kam dann ohne große Umschweife direkt aufs Wesentliche zu sprechen. Nach einer kurzen Erklärung meinerseits, stiegen wir ein, er auf der Fahrerseite und rollten los. Erst einmal sollte das ESP deaktiviert werden, damit er „die Balance des Fahrzeugs spüren kann“. Nachdem wir die Einfahrt seines Gehöfts erreicht hatten und die Strasse nicht mehr gefühlte 1,20m breit war, sondern die ausufernde Breite niederbayrischer Landstrassen zweiter Güte erreichte, entschloss sich Wolfgang kurzerhand mal „die Balance des Fahrzeugs auszutesten“ und vollführte dank eines beherzten Gaßstoßes einen eleganten, makellosen 30m- Drift durch die volle Länge einer Kurve. Da unangekündigt und dezent überrascht war meine Reaktion erst einmal ein beherztes Festkrallen im Beifahrersitz…

Kommentar von ihm: „Oh ja, der kommt zu schnell und unkontrolliert über die HA – ganz klar zu harte Druck-und Zugeinstellung… Das kriegen wir hin kein Thema!“

Kommentar von mir: „…“

Der Ausritt ging noch etwas weiter, führte an eine Bundesstrassenauffahrt, an der er ähnliches noch einmal, halb einhändig, da mit der anderen seinem Nachbarn an der Strasse freundlich grüßend, vollführte und wieder zurück.

Zusammenfassend gesagt und sich nicht nur auf diese zwei Manöver beziehend, kann ich nur sagen, dass man in Sekunden merkte, dass er mehr vom Fahren versteht als höchstwahrscheinlich jeder hier in diesem Forum. Ist kein Angriff sondern nur realistisch. Wirklich meine Hochachtung.

Wieder bei ihm angekommen ging es dann auf die Bühne zur Achsvermessung und anschließenden Einstellung und hier kann ihm dann sicher keiner mehr was vormachen. Was folgte war eine kleine Unterweisung in das 1x1 der Fahrwerksgeometrie und kleinen Anekdoten und Beispielen aus seinen zahlreichen Rennerfahrungen. Um es in EDEKA-Worte zu fassen: „Sehr, sehr geil.“

Nach einer kurzen Erläuterung seinerseits, dass er privat einen uralten Audi A4 quattro fährt und auf die berechtigte Frage meines Begleiters, was er denn so „als Spaßwagen“ fährt folgte ein irritierter Blick von ihm und die Antwort „Ich fahre Rennen!?“.

Ok…stimmt… :doh:

Nachdem alles eingestellt, Zug- und Druck sowie die Spur an VA und HA eingestellt waren ging es noch einmal zu einer weiteren Testfahrt. Erst fuhr wieder er, dann ich. Doch selbst auf dem Beifahrersitz merkte ich sofort, dass sich das Übersteuern des Fahrzeuges nun sanfter und kontrollierter stattfand und Unebenheiten deutlich besser vom Fahrwerk verarbeitet wurden – kein „hoppeln“ und versetzen mehr.

Selbst am Volant konnte ich mich dann auch davon überzeugen, dass der erste Eindruck nicht täuschte und sich der Black Series nun nicht unbedingt „weicher“ oder „sänftengleich“, jedoch insgesamt deutlich ausgeglichener und vertrauenserweckender fahren ließ ohne zugleich auf ein stabiles, sportliches, wenig bis keine Seitenneigung zeigendes Fahrverhalten aufzugeben. :top:

Nachdem wir dann abschließend bei Wolfgang im Wohnzimmer noch auf eine Tasse „Cappu“ eingeladen wurden ging es wieder zurück in Richtung Heimat und die A3 gab uns genug Gelegenheit den anfänglich rundum positiven Eindruck zu verstärken. Das Ergebnis ist in meinen Augen ein voller Erfolg.

An dieser Stelle kann ich nur jedem, der die Hardware dafür hat empfehlen Wolfgang aufzusuchen. Ich habe einen rundum authentischen, sehr sympathischen, extrem begabten und mit riesigem Know-How versehenen Vollprofi erlebt, der zu 100% weiß von was er spricht. :god:

Und einen „Cappu“ gab es auch noch… :top:
 
Darf man fragen, was eine Individualabstimmung bei Herrn Weber kostet?

Ansonsten liest sich das ja ziemlich gut. :)


gruss Robert
 
Das klingt super!
Was hats gekostet? Eine normale Spureinstellung kostet hier 60€.
 
Sehr sehr klasse was du schreibst Ben.
Also erstens mal schoen geschrieben, danke dafuer.
Und zweitens das sind gute nachrichten! Ich hatte mich neulich schon mal mit jemanden unterhalten wo man fahrwerke am besten einstellen lassen koennte.
Und das kamen wir auch auf "WW" weil wir beide das buch von ihm haben.
Es gibt diverse alternativen, aber sowas in der art ist genau was ich suche!

willy
 
Sehr sehr klasse was du schreibst Ben.
Also erstens mal schoen geschrieben, danke dafuer.
Und zweitens das sind gute nachrichten! Ich hatte mich neulich schon mal mit jemanden unterhalten wo man fahrwerke am besten einstellen lassen koennte.
Und das kamen wir auch auf "WW" weil wir beide das buch von ihm haben.
Es gibt diverse alternativen, aber sowas in der art ist genau was ich suche!

willy

Das Buch habe ich auch und das war mitunter ausschlaggebend für die Entscheidung zu ihm zu gehen. Wie gesagt mehr Kompetenz dürfte schwer zu finden sein...
 
Beste Adresse hierzulande ... IMHO ... gibt noch andere Fahrwerkscracks, die findet man aber meist im Umfeld der Nordschleife oder "mitten im Gemüse" wie eben auch bei WW. Leider ist "mein" Profi nicht mehr unter uns, falls ich mal wieder ein Setup brauche und es selber nicht zufriedenstellend hinbekomme, fahre ich da auch mal hin ... mein E85 lechzt eh schon nach einem v3 ... :)

Toller Bericht, danke!
 
Nachdem wir die Einfahrt seines Gehöfts erreicht hatten und die Strasse nicht mehr gefühlte 1,20m breit war, sondern die ausufernde Breite niederbayrischer Landstrassen zweiter Güte erreichte, entschloss sich Wolfgang kurzerhand mal „die Balance des Fahrzeugs auszutesten“ und vollführte dank eines beherzten Gaßstoßes einen eleganten, makellosen 30m- Drift durch die volle Länge einer Kurve.

Da hättest du direkt sagen müssen "Die 50€ Reifen, die da gerade auf dem Asphalt geblieben sind, zieh ich dir von der Rechnung ab!" :hurra3:


Interessantes Erlebnis. :top:
 
Schöner Bericht, danke dafür. Ich finde 260€ angemessen.

Gruß
Sebko
 
Geil:top:

Und der Preis für soetwas wird wohl nicht nach Aufwand sondern nach Qualität berechnet werden. Steckt eben das Know How dahinter. Insofern sieht Preis fast günstig aus, jegliche Vergleiche verbieten sich meiner Meinung nach aber.
Ein "Bei XY kostets aber ...." würde ich fast als Beleidigung auffassen...
 
Beruhigt euch. Es ging zumindest mir auch nur um einen Vergleich normale Einstellung <-> professionelle Einstellung.
In dem Kontext finde ich 260€ inkl. netter Atmosphäre und nützlichen Tips und dem Lernfaktor durchaus angemessen.
 
Beruhigt euch. Es ging zumindest mir auch nur um einen Vergleich normale Einstellung <-> professionelle Einstellung.
In dem Kontext finde ich 260€ inkl. netter Atmosphäre und nützlichen Tips und dem Lernfaktor durchaus angemessen.

Ich finde das sogar sehr guenstig, ich habe da schon ganz anderes gehoert. Wenn man das in verschiednen foren erwaehnt hat WW die bude voll ;)

w
 
Das klingt super!
Was hats gekostet? Eine normale Spureinstellung kostet hier 60€.

Ohne den Preis zu wissen, der stellt das Auto garantiert auf eine Radlastwaage. Da ist es dann mit 60€ nicht getan. ;)

Liest sich gut die Erfahrung. :)
Ich sage ja immer, es glaubt niemand wie sehr sich ein Auto verändern kann, wenn man nur ein "bisschen" an der Spur schraubt. Das das hier natürlich profimäßig ist, ist ja selbstredend.
In den Bereichen wo der WW bei dir gedreht hat geht aber einfach mit nem Standard Fahrwerk nicht. ;)
Warum bist du zu WW gehfahren und nicht zu Raeder? Rein interessehalber.
 
mein renn auto wird immer mit rad last waage eingestellt. da braucht man schon einige zeit dafuer. reifen druck genau einstellen, ich sitz im auto, geometrie (spur, sturz, nachlauf, spurweite, rad stand, fzg hoehe front und hinten) einstellen, stabilisator anlenkung ab, diagonale rad lasten einstellen. da sind rueck zueck 2-3 stunden verstrichen, und das wenn man vorher schon weiss was man eigentlich wie einstellen moechte weil man das aus vergangener erfahrung schon kennt. 260 euro fuer soetwas ist guenstig. kommt noch dazu das jemand probefahrten faehrt um die arbeit abzusichern. das ist also mehr als fair.

den eindruck vom fahren her mit den langgezogenen drifts, das ist voellig normal. im prinzip haette er das genauso gemacht mit einem stink normalen e92 m3 der nicht brett hart ist. das war ein bisschen "show einlage fuer den kunden". :) die feinheiten das fahrwerks koennen eigentlich nur ueber runden auf der rennstrecke (oder halt bei illegallem tempo ueber die "hausstrecke" ermittelt werden). An die spur kann man auch drehen das das auto gutmuetiger wird, dafuer langsamer auf der strecke. Das ist eben ein abwegen, was man genau will.

John
 
ich unterstelle mal, dass das Feintuning per Radlastwaage nicht gemacht wird bei so einer Justage. Der BlackSeries musste von Grund auf neu eingestellt werden, damit das Auto besser fahrbar wird. Das war scheinbar das Ziel und das wurde erreicht.
Radlastwaage wäre ein nächster Schritt, dann geht es ans Material nachbessern und ggf. Komponenten tauschen, Radlastwaage (neue Feinabstimmung), Rennstrecke, Datenanalyse, Radlastwaage (Delta zur letzten Messung um Komponentenwirksamkeit & Haltbarkeit zu verifizieren), etc. ... aber das ist dann Rennsport und Ben wollte nur Cappu & einen einfacher fahrbaren Feuerstuhl :)
 
ich unterstelle mal, dass das Feintuning per Radlastwaage nicht gemacht wird bei so einer Justage. Der BlackSeries musste von Grund auf neu eingestellt werden, damit das Auto besser fahrbar wird. Das war scheinbar das Ziel und das wurde erreicht.
Radlastwaage wäre ein nächster Schritt, dann geht es ans Material nachbessern und ggf. Komponenten tauschen, Radlastwaage (neue Feinabstimmung), Rennstrecke, Datenanalyse, Radlastwaage (Delta zur letzten Messung um Komponentenwirksamkeit & Haltbarkeit zu verifizieren), etc. ... aber das ist dann Rennsport und Ben wollte nur Cappu & einen einfacher fahrbaren Feuerstuhl :)

Korrekt so war es. Radlastwaage war nicht dabei. Aber eigentlich wollte ich auch nur nen "Cappu"... :ugly:
 
Pulver Cappu ;-)

Ich war derjenige der dem ganzen Happening beiwohnte. Und es gibt diese Momenten bei denen man erkennt, dass man einen echten "Freak" und Profi vor sich hat.
In der Selbsverständlichkeit wie er das Auto ausgemessen, eingestellt und die Thematik auch noch erklärt hat.
Der hatte die Reifen betatscht und sofort gesagt, dass die Nachspur nicht passen kann. Dann gemessen.. Tatsächlich.. Zu hoch.
Dann der Sturz.. Stimmt was nicht.. Differenz zwischen Links und Rechts knapp 20 Minuten... Ja Auto ist auf einer Seite 3mm tiefer..

War wirklich spannend.. Auch die Anekdoten aus dem Rennsport.
Und das Auto fährt sich wirklich super. Lange nicht mehr so nervös wie vorher und noch "Vertrauenserweckender"..
 
Heißt also das Auto wurde mit besch** und sogar noch verstelltem Fahrwerk ausgeliefert ?

Klasse :top:

Inzwischen kann man jedes NEUE Auto erst mal zum Fahrwerkeinstellen bringen, da die Autohersteller wohl zu blöd dazu sind.
Geht quer durch die Bank, habe das jetzt schon von allen Herstellern gehört.

Ich werde mir in meiner Garage mal einen eigenen Vermessungsstand mit Schnur bauen, simpel aber immer noch die genaueste von allen Methoden.:rolleyesnew:
 
@Fattony: So hart würde ich es nicht ausdrücken, aber die Lastenhefte der Autohersteller verlagern sich leider auch bei diesem Segment der Topsportler auf topfebene Streckenprofile und nicht die ambitionierte Landstrassenhatz (bzw. NoS-Bestzeiten) oder BAB HighSpeed-Jagd ;)
Bei BMW stelle ich aber vermehrt fest, dass weder Balance noch Federraten "passen" und man erst per Sturz/Spurwerte sauberes Fahrverhalten justieren muss, um dann im Bereich Fahrwerk die Balance optimieren muss. Wenigstens scheint neuerdings die ab Werk verfügbare Bremsentechnik gut zu funktionieren, sogar bei Nässe oder bei engagierten Trackday-Ausflügen.
 
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