Probefahrt F30 328i emirates.... ähm modern line

Itrocket

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SEAT Leon ST Cupra 300 4Drive; Skoda Octavia Combi 1.6 TDI Ambition
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Wie angekündigt, durfte ich vor kurzem den F30 mit der Reizmotorisierung 28i und als Überreizausstattung Modern Line testen.

Aussendesign und Emotionen

Hm, gefällt er oder gefällt er nicht? Das ist hier die Frage. Und ich sage mal „Jein!“. Zwar gefällt mir die neue Nase und die Linie der Karosse ziemlich gut, was mich aber, vor allem in Kombination mit der hässlichen Aussenfarbe stört, ist diese langweilige Grossflächigkeit und die Tatsache dass der Wagen recht hochbeinig wirkt. Am Heck stören mich persönlich die zu kleinen und billig wirkenden Endröhrchen. Ansonsten sieht der Wagen schon sehr stimmig aus.

Vor allem das neue Gesicht, mit den zugekniffenen Augen, der dreidimensionalen Nase und der flachen Linie wirkt sogar ein wenig aggro. Nicht übertrieben, aber schon recht angriffslustig. Wenngleich er das als modern Line nicht sein will. Dafür sieht diese zu bieder und unauffällig aus.

Aber das war es dann auch schon. Denn der Rest wirkt modern, nicht übertrieben, dynamisch und eben frisch, wenngleich auch irgendwie vertraut. Ich würde ihn vom Aussendesign und der Gefälligkeit her zwischen E9x VFL und FL einordnen. Der FL E9x wirkt einfach etwas emotionaler, wenn man bei nem AG von so etwas sprechen kann.


Innenraum, Verarbeitung, Ausstattung und Sitzkomfort

Hellbeiger Innenraum an Lenkrad, Sitzen, Cockpit, Armaturen usw…, Holzintarsien im Baumrindenlook, hell hinterlegte Instrumente und dann schwarze Standardbedienelemente. Kurzum, zum Kotzen! Was auch immer man sich bei der Modern Line rein optisch gedacht hat, aber die sieht und fühlt sich einfach nicht gut an. Vor allem wirkt es billig und extrem zusammengewürfelt.

Dass ich dann noch auf den Standardsitzen hockte und dieses gefühlsmässig billige, an einen Plastikreifen erinnernde Lenkrad in der Hand hatte, weckte einfach nur unsportliche Gefühle. In der Summe passt diese Ausstattung, ausser dem Lenkrad eher in nen 5er GT oder nen 7er, nicht aber in den dynamischen 3er.

Die Verarbeitung war in Ordnung, der Monitor gefiel mir persönlich ganz gut, wenngleich ich die Gimmicks wie die Leistungsdaten als eher lächerlich empfand. Auch die sich veränderten Cockpitfarben waren eher störend als Vorteilhaft.

Die Sitzposition mit kaum vorhandenen Seitenhalt war supertief, subjektiv tiefer als im E92 M3 mit elektrischen Sitzen. Doch nun kommt‘s, sie war zu tief für mich Winzling. Respektive die Motorhaube zu hoch und die Übersicht deutlich schlechter als im E9x. Für mich ist beim F30 Parkdistance Control v/h Pflicht. Das ist echt mal deprimierend.

Und der Platzgewinn? Ja, was soll man sagen. Vorne ein wenig, auf der Rückbank doch spürbar mehr Platz als der E9x. 3 Kindersitze passen besser als im E91 auf die Rückbank, wäre der Kofferraum noch mit ner grösseren Luke gesegnet, dann wäre das durchaus ein veritables Familiengerät. Zumindest bis zum erscheinen des Kombi.

Fahrwerk, Bremsen und Dynamik

Tja, Sitze ohne Seitenhalt, Standardfahrwerk, Servotronic, zu dünnes Lenkrad und Winterreifen. Kann das aus sportlicher Sicht gut gehen. Zumindest teilweise und sofern man den „Fahrerlebnisbullshit“ auf Sport Plus stellt. Denn dann passt die Lenkkraft, die Direktheit und die Rückstellkraft der Lenkung zumindest einigermassen. Dennoch war das gesamte Fahrverhalten entkoppelt und indirekt. Ein wirkliches Gespür für die Strasse gab es so nicht. Passt also zur Optik im Innenraum.

Was aber sehr erstaunlich war, das war der Grip an der Vorderachse trotz Winterreifen. Der Wagen stützte sich auf die VA und lenkte ein wie kein serienmässiger AG E9x. Hier hat BMW einen riesen Schritt nach vorn gemacht. Ich hoffe demnächst mal nen 335i mit Sportfahrwerk testen zu dürfen. Denn so glaube ich, dass der F30 dem E9x fahrdynamisch deutlich überlegen sein dürfte. Zumal der Motor mit seinen 245 PS auch für den einen oder anderen „Drift“ (Quersteher) zu haben war.

Über das Fahrwerk war ich insgesamt sehr erstaunt. Es bot viel Grip, angemessen geringe Wankneigung, kaum Aufschaukeln, eine gewisse Straffheit und dazu noch viel Komfort. Sozusagen eine eierlegende Wollmilchsau. Die Frage nach dem adaptiven Fahrwerk würde bei mir so zumindest nicht auftauchen. Zumindest nicht in dieser Konstellation. Denn man hört das auch das M-FW dieses Spagat sehr gut beherrscht. Auch scheint BMW endlich anständige Stabis zu verbauen, denn ungewünschte Rollneigung tritt kaum auf.

Die Bremsen waren bissig und gut dosierbar, jedoch konnte ich die Belastbarkeit nur bedingt testen. War einfach zu viel los auf der Strasse. Haben sich aber gut angefühlt und sehr ordentlich verzögert.


Motor, Getriebe und Sound

Der Reizmotor schlechthin im BMW Sortiment, der den R6 Fans das Wundwasser in die Augen treibt. Wie kann BMW das nur machen. Schmeissen die einfach den 3 Liter Saugmotor raus und ersetzen das Ganze mit einem 4 Ender Direkteinspritzer mit lächerlichen 1995ccm Hubraum, ner Luftpumpe, 245 PS und 350 NM, welche auch noch anliegen wie bei nem Dieselmotor. Kann das Gut gehen?

Gleich vorweg, beim Sound in keiner Weise. Der Motor klingt blechern, vergleichsweise dünn und alles andere als sportlich. Da muss in jedem Fall ne Sporttröte hinten dran. Im Alltag fällt das Ganze aber nicht negativ ins Gewicht. Denn der Motor ist ganz gut gedämmt und nervt so nur beim vollen Ausdrehen.

Ausdrehen? Ja, trotz Dieselcharakter will man den Motor, welcher an die „feine“ Achtgangautomatik gebunden ist, immer wieder ausdrehen. Denn völlig Turbountypisch dreht der Motor extrem willig gen 7000er und legt über 5000 U/min nochmals subjektiv nach. Ich persönlich war erstaunt wie leichtfüssig sich das anfühlt, und wie sportlich der Leistungscharakter des Motors ist. Der Motor bietet ausser Sound fast Alles was man braucht, und dass sogar über N52/53 Niveau. Nur beim Ansprechverhalten merkt man ein kleines Löchlein beim Lastwechsel.

Dennoch hängt er gut am Gas, zieht unten wie ein Büffel und dreht energisch hoch. So schiebt er den F30 sehr ordentlich voran und lässt eher 260-280 PS vermuten, ohne mit der „Turbobummskelle“ zuzuschlagen. Nein, er macht es über eine alles andere als langweilige Leistungscharakteristik, die aber nicht turbotypisch bauchig oder extrem homogen wirkt. Nein, er fühlt sich an wie ein voluminöserer Sportmotor. Leider aber hört er sich nicht so an.

Tja und dann kommt leider noch die Automatik. Sie schaltet im Alltag gut wenn man im normalen Modus unterwegs ist. Alle anderen Modi, ausser den manuellen kann man in die Tonne treten. Entweder viel zu verschlafen im Eco oder viel zu hektisch im Sport Modus. So war ich nur im manuellen Modus und trauere irgendwie der alten 6 Gang ZF Automatik nach. Die war subjektiv besser. Vor allem beim Anfahren spürt man eine zu extreme Verzögerung im normalen Modus.

Der Durchschnittsverbrauch lag bei 10.7 Liter, was man beim grossen Teil im Stadtverkehr absolvierten „Erfahren“ des Wagens als angemessen, aber nicht überragend betrachten darf. So bewegt sich der Wagen etwa auf dem Niveau eines 2 Liter TFSI oder 325i R6.

Fazit


Der F30 ist ein guter Wurf geworden. Aber als Modern Line absolut unpassend und was für Hutträger oder Mercedesfahrer. Als Sportline mit Sportfahrwerk wäre er sicher viel besser. Ein richtiges Urteil erlaube ich mir somit nicht.

Vom Motor kann ich bis auf den Sound nichts Schlechtes sagen. Ist ein tolles Triebwerk und ein guter Ersatz für den 325i. Ob man aber auch den 30i hätte opfern müssen wage ich zu bezweifeln.
 
Ich hatte kürzlich das Vergnügen, einen 328iA Touring (F31) mit ziemlich üppiger Ausstattung (u.a. Adaptive Drive, Head-Up-Display, Ledersitze mit elektr. Verstellung, Navi Professional) zu fahren und muß feststellen, daß ich im F31 erstmals wieder das gleiche Gefühl wie damals beim E46 habe, daß ich auf Anhieb alles genau für mich passend finde. Beim E9x hat sich dieser Eindruck bei mir dagegen nie eingestellt.

Obwohl mir auf Fotos die Platzierung des Navi-Displays insbesondere im Vergleich zum F1x nie gefallen hat, fand ich es beim "Live-Check" gar nicht störend oder gar schlimm. Die Sitzposition im F31 ist für mich sehr angenehm und ich habe deutlich mehr Kopffreiheit als im E46, bei dem ich trotz niedrigster Sitzposition kaum Luft bis zum Dachhimmel habe.

Als bekennender Sechszylinder-Fetischist, der große Vorbehalte gegen den 28i-Motor hatte, kann ich nur sagen, daß ich von dem Motor positiv überrascht bin. Die Leistungscharakteristik ist so, wie ich sie mir vorstelle bzw. von einem BMW erwarte und auch der "Sound" ist nicht so "schlimm" wie befürchtet, sondern für einen Vierzylinder-Turbo sehr angenehm. Nüchtern betrachtet finde ich die Fahrleistungen des 328i für mich völlig ausreichend, auch wenn ein 335i trotzdem für mich einen weiteren bzw. zusätzlichen Reiz ausübt. Beim 328i würde mich lediglich das Wissen darum, daß es kein Sechszylinder ist, stören, ansonsten habe ich an dem Motor nichts auszusetzen.

Das adaptive Fahrwerk im Sportmodus hat auch ganz genau meinen Geschmack getroffen, für mich ist es der richtige Kompromiss aus Straffheit und Komfort. Die Lenkung vermittelt das richtige Maß an Gefühl für den Bodenkontakt und ist nicht so gefühllos, wie sie mir z.B. bei der C-Klasse vorkam.
 
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