MB S350L Bluetec W222

Alexbln

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Fahrzeug(e)
M240i
Garagenstellplatz1
[1]
Außen:
Die neue S-Klasse kommt sehr feudal daher, vorn vorn finde ich die neuen Sterne recht gewöhnungsbedürftig, was vor allem den Scheinwerfern geschuldet ist. Einen Kühlergrill in XXL-Optik kennen wir von BMW und Audi auch.
Das Heck gefällt mir wiederum ziemlich gut, die Ansicht von schräg hinten ist meiner Meinung nach die Schokoladenseite des Autos, hier wirken, grade bei der Langversion, die Proportionen sehr stimmig und dieser leichte Mix von Maybach und Bentley Flying Spur im Heck kommt gut zur Geltung. Aus dieser Perspektive wirkt der Wagen luxuriös, elegant und erhaben.







Innenraum:

Kommen wir zum Highlight dieses Autos, der Innenraum ist eine Wucht! Leder wo das Auge hinschaut (ohne Aufpreis!). Mein Exemplar war mit beigem Leder und Teppichen ausgestattet, auf dem Armaturenbrett findet man leicht mokka-farbenes Leder mit weißen Ziernähten. Als nächstes fällt der Blick auf das zwei Speichen Holzlenkrad. Bei den ersten Erlkönig-Fotos und der Präsentation fand ich dieses Lenkrad unsagbar hässlich. Inzwischen gefällt es mir fast schon, es passt einfach wunderbar in diesen Innenraum, es scheint dank schlanker Lenksäule vor einem zu schweben und wirkt damit leicht und entspannt, der Materialmix aus Holz, Alu und Leder wirkt bei der Farbkombination im Innenraum ebenfalls sehr Hochwertig. Der Mercedes-Benz Schriftzug unten wirkt elegant und klassisch, passt einfach zur S-Klasse. Vor allem aber fühlt sich das Lenkrad gut an, sowohl die Dicke des Kranzes (wo man als BMW-Fahrer durchaus verwöhnt ist) als auch die Haptik und Verarbeitung sind einfach spitze. Das einzige was man kritisieren könnte sind die silbernen Tasten, ist Geschmackssache, kann aber als „billig“ empfunden werden.
Mit dem verbauten dunklem Holz entsteht ein sehr klassischer Innenraum, passend zu einer Luxuslimousine. Der helle Teppich muss im Herbst natürlich leiden…
Gefehlt hat mir hier eigentlich nur ein Alcantara Himmel sowie ein Teppich in Schwarz aber das ist Geschmackssache und bei Mercedes alles bestellbar.
Die Knöpfe tragen alle ein Aluminiumfinish und bieten eine Haptik wie es sich für diese Klasse gehört, nichts wackelt oder macht bei Benutzung seltsame Geräusche. Der Comandcontroller bietet eine Feedbackfunktion und unter der praktischen Handauflage findet sich die gewohnte Telefontastatur die mit Radiosendern belegt werden kann und, nach drücken der neuen Favoritentaste, mit weiteren Funktionen des Fahrzeugs. Quasi genau so wie man es von BMW schon kennt, auch die induktive Anzeige der Funktion bei Fingerauflegen wurde kopiert, durch die Doppelbelegung der Tasten hat man aber deutlich mehr Schnellzugriffsmöglichkeiten.
Die Lüftungsdüsen wirken hochwertig und klicken satt bei Mittelstellung, die Analoguhr sieht schick aus und passt einfach in so ein Fahrzeug.


Eine tolle Neuerung ist die Flächenheizung, bei aktivierter Sitzheizung werden die Armlehnen in den Türen und die Mittelarmlehne sowohl vorn als auch im Fond mit beheizt. Wenn man das mal benutzt hat fragt man sich warum bisher kein anderer Hersteller auf die Idee kam…

Man blickt auf zwei große Bildschirme, heutzutage ja nichts besonderes mehr, allerdings unterscheiden sich die beiden Displays und zwar so, dass der aufmerksame Fahrer das mitbekommt. Das zentrale, welches Tacho und Drehzahlmesser anzeigt, ist absolut hochauflösend und flüssig, wo man im 7er MFD beim abtouren den Drehzahlmesser ruckeln sieht lässt die S-Klasse mit Ihrer Darstellung schon fast dran zweifeln dass es ein Bildschirm ist. Das gilt aber nur für das zentrale Display. Das große Navidisplay kann hier nicht mithalten. Es ist grobpixliger, so dass man Pixel bei genauem hinsehen schon aus der Fahrerposition erkennen kann und auch nicht so schnell wie das Tachodisplay. Das mag mit dem Splitview zusammenhängen, hinterlässt aber keinen guten Eindruck, wenn man andere Displays in älteren Wettbewerbermodellen betrachtet. Allen voran der 7er dessen Navidisplay absolut spitze ist, aber auch Audi liegt hier vor der S-Klasse. Die Displays im Fond sind qualitativ mit dem Tachodisplay vergleichbar, was meine Vermutung, dass die „schlechte“ Darstellung das Navidisplays mit dem SplitView zusammenhängt, verstärkt.

Die Multikontursitze sind ebenfalls Klasse und lassen selbst gute heimische Wohnzimmersessel alt aussehen. Man kann jetzt die Lehnenbreite wirklich eng stellen, so dass man gut vom Sitz festgehalten wird (mehr als auf den BMW Komfortsitzen). Der bekannte fahrdynamische Sitz (Seitenwangen blasen sich bei Kurvenfahrt auf und stützen den Körper ab) macht seine Sache, wie auch schon im Vorgänger gut. Leider ist die Breiteneinstellung auf der Sitzfläche entfallen. Zwar verspürt man eigentlich nicht den Wunsch danach, da man von der Lehne gut gehalten wird, da die Sitzfläche aber wirklich groß ist, würde eine Sitzwangenverstellung noch mehr das Gefühl geben vom Auto „umschlossen“ zu sein.
Perfekt ist die neue Massagefunktion mit 6 unterschiedlichen Programmen. Das beeindruckt nicht nur Mitfahrer sondern lässt einen selbst immer wieder staunen wie stark und präzise diese Massage funktioniert. An kalten Tagen wird der Rücken durch die zwei Hot Stone Massagen auch wirklich angenehm erwärmt, für Rückenschmerzengeplagte sicher eine Wohltat.
Auch im Fond bieten die Sitze die gleichen Funktionen, nur der fahrdynamische Sitz steht hier nicht zur Verfügung.
Die Sitzverstellung ansich ist wie von Mercedes gewohnt nahezu perfekt, da gut einsehbar. Niemand muss unten am Sitz Knöpfe suchen oder sich die Hand am Schweller einklemmen.
Da mein Fahrzeug mit dem Chauffeur-Paket ausgestattet ist, lässt sich der Beifahrersitz bis zum Handschuhfach vorfahren, die Kopfstütze nach vorn abklappen und herausnehmen (Das Fahrzeug weist sogar im Tachodisplay darauf hin, da sonst der Blick auf den rechten Spiegel versperrt ist) und es fährt eine Fußstütze unter dem Sitz heraus. So kann selbst ich mit 1,90 Meter mich entspannt im Fond ausstrecken. Das ganze ist noch mit einer First-Class Sitzanlage steigerbar, die dann auch noch eine Stütze für die Waden bietet.
Das große Panoramadach hat seinen Namen wirklich verdient, dazu kommt ein kleineres nicht zu öffnendes Glasdach im Fond, welches sich separat abdunkeln lässt.



Ambiente
Wenn es Nacht wird, fühlt man sich in der neuen S-Klasse wie in einer Lounge, das Ambientelicht ist die absolute Wucht. Was BMW seit Jahren verschläft und Audi ganz gut kann hat Mercedes perfektioniert. Die verfügbaren Lichtfarben sind gut gewählt, von kräftig bis sanft, so dass für jeden was dabei ist. Es kann individuell an der Helligkeit gedreht werden, Front, Fond, Display oder das ganze Fahrzeug und der Innenraum wirkt einfach sehr erhaben. Morgens das kräftig warme Rot, Abends das kalte Blau, mit einer Dame im Fond das sanfte Rot-Orange, zu jedem Moment gibt es das passende Licht. In Verbindung mit dem hellen Leder wirkt das Ambientelicht besonders gut, wer im Fond sitzt, fühlt sich wie in einer Bar, es ist wirklich ein herausragendes Merkmal der neuen S-Klasse.





Alles in allem ist der Innenraum nicht mit 7er oder A8 vergleichbar, man fühlt sich direkt eine Klasse höher angesiedelt. Das Ambiente ist wirklich sehr sehr luxuriös.
Negativpunkte im Innenraum: Die Verarbeitung war schon mal besser, vor allem das Dach knistert bei schlechten Straßen, auch der Beifahrersitz lässt ein leichtes Zittern hören. Hier und da gibt es immer mal wieder Geräusche bei schlechten Straßen, ich hoffe das liegt an dem frischen Fertigungsprozess und dass Mercedes da schon fleißig nachbessert, denn das passt so gar nicht zum Besten Auto der Welt.





Infotainment/Bedienung:
Die Neue S-Klasse. Das Beste Auto der Welt. So titelt Mercedes, nun, in Sachen Ergonomie, Bedienung und Hardware haben sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht, Benchmark bleibt hier für mich klar der 7er.
Es fängt mit der Nutzung der Displays an, man hat einen riesigen Navibildschirm zur Verfügung, Splitscreen gibt es aber trotzdem nicht. In einigen Menüs werden links auswählbare Darstellungen angezeigt (zb. Verbrauchshistorie, Karte, Media Infos) aber man hat oft Menüs in denen der halbe Bildschirm ungenutzt bleibt.
Des weiteren sind Selbstverständlichkeiten in der Bedienung eines solchen Fahrzeuges unnötig versteckt und bedürfen vieler Tastendrücke.
Ein Beispiel: Wahlwiederholung. Im BMW drücke ich dafür auf die Telefontaste am Lenkrad, daraufhin erscheint im HUD oder im Tachodisplay eine Liste mit den zuletzt angerufenen Kontakten aus der ich mit dem Wählrad auf der selben Seite des Lenkrades einen auswähle und mit drücken des Wählrades den Anruf tätige. Ich habe also einen Finger (rechter Daumen) minimal bewegt und zwei Knöpfe bedient (Anruftaste und Wählrad).

Der selbe Vorgang im Mercedes: Ich muss erst die Hometaste links auf dem Lenkrad drücken, muss dann ebenfalls links auf dem Lenkrad 4-5x mit der Pfeiltaste nach unten durchscrollen um zum Telefon zu kommen, dann mit Ok bestätigen (alles linker Daumen), dann mit dem rechten Daumen die Telefontaste drücken um dann mit dem linken Daumen wieder eine Auswahl des Kontaktes zu treffen und dann mit dem linken Daumen mit Ok anzurufen. Muss das so aufwändig sein sein, kann man die Liste der zuletzt angerufenen Kontakte nicht mit einfachem Druck auf die Telefontaste öffnen?!
Das ist weder intuitiv noch schnell, zudem muss man öfter auf das Display schauen als im BMW.
Ein weiteres Beispiel: ein Titel weiter spulen wenn das Navidisplay das Navi anzeigt und der Tacho den Bordcomputer. Entweder blende ich die Navikarte aus und gehe auf Media im Infotainment oder ich gehe wieder den komplizierten Weg des Menüwechsel im Tacho.
Unnötig aufgeblasene Vorgänge die bei den Mitbewerbern in einer halben Sekunde erledigt sind.

Generell ist das Navi nicht auf Höhe der Zeit, zwar gibt es auch Live-Traffic, 3D Kartendarstellung und Sattelitenbilder aber weder Streetview noch eine zeitgemäße Kartendarstellung (ich empfinde das minimalistische Mercedesdesign der Karte als altbacken) bietet das Comand. Zwar sind hübsche Animationen bei der Fahrzeugeinstellung und bei der generellen Bedienung schön anzusehen, an der Hardware wurde aber gespart. So ruckelt es teilweise und die 3D Darstellung in Innenstädten habe ich gleich ausgeschaltet weil mir das Navi einfach zu sehr geruckelt hat. BMW ist hier nachwievor absolut vorn.
Mercedes bietet jetzt auch einen Auskunftsdienst, Apps und eine Pannenhilfe. Die Pannenhilfe habe ich nicht ausprobiert aber den Auskunftsdienst wollte ich testen. Also erst mal verfügt das Fahrzeug nicht über eine SIM-Karte, alle Anrufe gehen also über das verbundene Telefon. Dann wird man von einer Computerstimme begrüßt die einen fragt ob man Fahrzeugdaten und Standort senden möchte (in Sachen Datenschutz sicher nicht verkehrt) dann wieder eine Computerstimme die eenen bittet zu warten. Dann meldet sich ein Mitarbeiter mit „Willkommen bei Mercedes-Benz“, leider wirkt das alles noch sehr unausgereift, der Mitarbeiter kennt das Fahrzeug nicht braucht eine Fahrgestellnummer (warum habe ich grade meine Fahrzeugdaten geschickt?!) und kann auch keine Telefonnummern oder Adressen ins Auto schicken. So ist der Auskunftsdienst wirklich nutzlos, es dauert lange und hilft nicht viel, mit dem Handy ist man selber schneller. BMW bewegt sich hier auf einem ganz anderen Niveau, BMW Assist nutze ich schon aus faulheit weil es einfach so gut und schnell funktioniert. Ein Anfag wäre schonmal eine integrierte SIM-Karte im Fahrzeug, damit Online- und Telefondienste auch ohne eigene Verbindung funktionieren
Das Fahrzeug war ebenfalls nicht in der Lage mit dem Sim Access Profile (SAP) Modul eine Datenverbindung mit meinem iPhone5 aufzubauen, Apps und Internet konnte ich somit nicht testen.
Auch ärgerlich: Da die Fernbedienung für das Fond-Entertainment schon geklaut wurde, ist die komplette Bedienung hinten (auch Massage und co) und des Splitscreens für den Beifahrer vorn nur über die MB Touch App fürs Handy möglich (WLAN), da die Fernbedienung Aufpreis kostet frage ich mich, wie bediene ich das Fondentertainment ohne Fernbedienung und App?! Da die Datenverbindung nicht funktioniert, kann ich mich also zum WLan Verbinden um das Fondentertainment bzw den Splitscreen vorn zu steuern, verliere dabei aber meine Datenverbindung, da das iPhone versucht über das WLan des Fahrzeugs eine Internetverbindung herzustellen. Gut dass es seit iOS7 ein Kontrollcenter zum schnell ab-/anschalten von WLan gibt
Nun aber mal was sehr positives: die MB Touch App über WLan funktioniert einwandfrei, schnell und flüssig. Man selektiert den Bildschirm den man bedienen will und bekommt dann einen Comandcontroller eingeblendet den man mit dem Finger drehen, schieben und drücken kann. Das ist intuitiv und funktioniert perfekt. Für Sitz, Navi, Radio und co gibt es shortcuts in der App.

Das ganze liest sich sehr negativ, klar ist das komplette Infotainment auf sehr hohem Niveu, schick animiert und Mercedes-typisch bedienbar. Es hat aber definitiv schwächen und von einer Neuentwicklung erwarte ich mehr! Ich will nicht meine SIM-Karte ins SAP Modul stecken um eine Internetverbindung mit dem Handy zu haben, es gibt heute viel einfachere Möglichkeiten, siehe BMW.
Um Musik vom iPhone zu hören reicht inzwischen aber auch bei Mercedes das einfache weiße Apple-Kabel. Hier noch ein Vorteil des MB, man hat vorn und hinten insgesamt vier USB- und zwei Video-Eingänge. An eine Kabeldurchführung durch die Mittelarmlehne wurde aber nicht gedacht, so dass das iPhone Kabel immer etwas leidet, ein Kabelbruch ist dann irgendwann die Folge.



Motor/Antrieb
Hier gibt es nicht viel zu sagen, der Motor läuft sehr leise, leiser als 7er und A8. Die Automatik ist bekannt und nicht mehr auf der höhe der Zeit. Vom Vollgasgeben bis zur Reaktion des Autos vergehen glatte zwei Sekunden. Allerdings reagiert die Automatik jetzt schneller auf den Wechsel vom Vorwärts- in den Rückwärtsgang und sie hält die Drehzahl im E-Modus immer bei ca. 1000 Umdrehungen was zu einen sehr sparsam und zum anderen leise ist und zum Cruisen anregt.
Vom Verbrauch lag ich ca auf Niveau des 740d in kurz.
Fahrwerk
Hier erlebt man eine Überraschung, der sanfte Gleiter bzw. das Schaukelschiff ist die S-Klasse nicht mehr. Sie ist straffer abgestimmt federt aber dadurch auch härter, was den Komfort schmälert. Wird die Airmatic auf Sport gestellt kann man damit fast so dynamisch durch Kurven fahren wie mit einem Adaptive Drive 7er, der allerdings komfortabler ist, was für mich DIE große Überraschung war. Mein vorheriger 740d mit adaptive Drive und 19“ federte zb auf Straßenbahnschienen und Gullideckeln komfortabler als die S-Klasse mit Standard-Airmatic und 18“.
Leider ist die Lenkung nachwievor komplett auf Komfort ausgelegt, bietet wenig Gefühl und lässt sich sehr leicht betätigen. Passt zwar zu so einem Auto, dem Anspruch des Fahrwerks steht das aber entgegen.





Assistenzsysteme
Das negative gleich vorweg: Hier hat MB angeblich ihr ganzes Know-how reingesteckt und das Ding ist nicht in der Lage auf stehende Fahrzeuge zu reagieren? Alle Premium-Mitbewerber, sogar VW, können das. Man fährt mit aktiviertem Abstandstempomat auf ein stehendes Fahrzeug zu, es wird erkannt und normal gebremst. Was macht die S-Klasse? Fährt unbeeindruckt weiter und würde (vermutlich) kurz vor dem Aufprall die ganze PreSafe-Armada in den Dienst rufen und eine Notbremsung hinlegen… Auch hier hätte ich von einer Neuentwicklung mehr erwartet!
Aber Schritt für Schritt, denn bis auf diesen Umstand arbeiten die Assistenzsystem perfekt. Das Distronic arbeitet je nach eingestelltem Abstand mehr oder weniger sanft, erkennt Fahrzeuge früh und bremst nicht zu früh und nicht zu spät.
Interessant ist der neue Lenkassistent der das Fahrzeug quasi begrenzt autonom fahren lässt. Er folgt bis 60km/h mithilfe der Stereokamera dem Vordermann und ab 60km/h werden die Spurlinien ebenfalls zur Fahrzeugsteuerung mit einbezogen. SO fährt das Fahrzeug komplett von allein, allerdings wird man nach einer Weile per Display darauf hingewiesen wieder das Lenkrad zu übernehmen und das System schaltet sich mit einem Warnton ab, ab und an muss man also leichte Lenkimpule selber geben und kann dem Auto ansonsten die Kontrolle überlassen. Das ist gerade bei Stop&Go und im Stau super.
Die restlichen Schutzsysteme zeigen sich nur wenn man sie wirklich braucht, zb:
Fahrt mit knapp 60km/h auf der linken Spur, rechts ein stehendes Fahrzeug, man driftet leicht nach rechts ab, Bremseingriff an den beiden linken Rädern, die S-Klasse wird sanft wieder in die Spur gezogen. Wenn dort kein Fahrzeug gestanden hätte, würde nur das Lenkrad vibrieren.
Oder:
Fahrzeug im Totenwinkel rechts, man driftet trotzdem nach rechts rüber ohne zu blinken, das Auto bremst die linken Räder etwas heftiger ab und es geht zackig wieder nach links.
Das ganze wirkt sehr ausgereift und nicht übernervös.
Auch der weiterentwickelte Nachtsichtassistent überzeugt, wo man im Vorgänger ein reines Infrarotbild angezeigt bekam und für das Erkennen der Fußgänger selber verantwortlich war (was sich aufgrund des hochauflösenden Bildes und fehlenden Kontrasten als schwierig erwies), hilft jetzt eine Wärmebildkamera. Man sieht zwar weiterhin nur das Bild der Infrarotkamera, das System aber wertet das Bild der Wärmebildkamera aus und nutzt es zur Fußgänger- und Tiererkennung und das funktioniert perfekt, selbst bei Radfahrern. Der Nachtsichtassistent bietet für mich damit ein zusätzliches Sicherheitsplus auch in der Stadt, er erkennt Fußgänger die mit dem bloßen Auge bei Nacht kaum zu erkennen sind. Die Nachteile des Vorgängers, der zwar im Vergleich zur Konkurrenz eine hohe Auflösung bot aber eine Erkennung von Tieren und Menschen erschwerte, wurden somit effektiv verbessert.





Verschiedenes
Das kleine Burmester-System macht seine Sache sehr gut, hier gefallen die schöne Darstellung der Klangeinstellung (Burmester-Verstärker mit Drehknöpfen im Display) sowie die Unterschiedlichen Raumklangeinstellungen (Fond, Vorn, Mitte). Die spezielle Bass-Architektur (der ganze Fußraum wirkt als Resonanzkörper) bringt kräftige Bässe und die Lautsprecher erzeugen tolle Höhen und Mitten. Ich finde das System ein ganzes Stück besser als die Anlage von Harman/Kardon im 7er. Mehr würde ich nicht brauchen, auch wenn ein richtiger Equalizer fehlt.

Die 360°-Kamera ist erwartungsgemäß gut, bietet auch spezielle Sichtmodi für die Vorder- und Hinterräder. Bordsteinschäden sollten sich damit eigentlich zu 100% ausschließen lassen… Mir ist allerdings aufgefallen dass Nachts nicht viel Restlicht in den Kameras ankommt, im BMW sehe ich auch bei völliger Dunkelheit noch was beim Rückwärtsfahren, Brems- und Rückfahrlicht erzeugen genug Helligkeit für die Kamera. Beim Benz ist es deutlich dunkler, ich habe ein paar Mal die Nebelschlussleuchte (sitzt mittig unter dem Fahrzeug) eingeschaltet, um halbwegs zu sehen wo ich hinfahre. Auch die Kameras in den Außenspiegeln haben das Problem.




Das Auto ist sehr leise, alle Fahrgeräusche bleiben im Hintergrund, man gleitet förmlich dahin, fast so als wäre ein V12 unter der Haube.
Das Softclose funktioniert bei Mercedes endlich so wie es soll, man braucht die Tür nur sehr sanft anlegen, Softclose macht den Rest und das leiser als bei allen anderen Mittbewerbern.
Der Kofferraum ist kleiner geworden und wird durch die Multikontursitze hinten noch eingeschränkt. Nach zwei Hartschalenkoffern ist Schluss.

Fazit
Die neue S-Klasse gefällt mir richtig gut, ich würde jetzt lange überlegen ob ich 7er oder S-Klasse wähle, wenn man mir beide hinstellt. Das Interieur und die Assistenzsysteme sind die großen Pluspunkte, man sieht, fühlt und riecht (Beduftungsanlage ;) ) den Luxus, wo der 7er zu viel 5er ist macht die S-Klasse viel Boden gut. Man fährt wie von Gotteshand beschützt, wenn ich in Extremsituationen im Verkehr verwickelt werde, möchte ich in einer S-Klasse sitzen. Nachteile sind die im Detail noch Verbesserungswürdige Verarbeitung, das Infotainment sowie das Getriebe.
Für den Chauffeurbetrieb gibt es derzeit in dem Preissegment nichts besseres, der Komfort im Fond ist spitzenklasse, das Ambiente ebenso, das absolut perfekte Chauffeurfahrzeug.

Bei Fragen immer her damit, ich habe das Auto noch eine Weile und bin jetzt nicht auf alles eingegangen!




Nachtrag: Distronic Plus unterbindet sogar ein rechtsüberholen. Wenn man also zb aufder mittleren Spur mit 120 mit aktivem distronic plus unterwegs ist und auf der linken spur ein langsameres Fahrzeug unterwegs ist, bremst das Fahrzeug ab und bleibt hinter dem Fahrzeug auf der linken Spur. Das funktioniert sogar bei 3 spuriger Autobahn wenn man ganz rechts ist in der andere ganz links.

Magic Vision Control ist auch genial, man sieht quasi gar nicht mehr wie die Scheibe gereinigt wird, man versaut sich nicht das frisch gewaschene Auto und das Wasser wird gleichmäßig auf die Scheibe aufgetragen.

Insgesamt hatte ich bisher zwei komplette Ausfälle des Comand und einen komplettausfall der 360° Kameras. Der Ausfall des Comand war besonders ärgerlich. Der Bildschirm ist eingefroren und es ging garnichts mehr. Kein navi, keine Kameras, kein SOS. Da Daimler scheinbar eine reset Funktion vergessen hat (bei BMW drückt man 30s auf den Radio an/aus Knopf) musste ich das Fahrzeug abstellen und einige zeit verriegeln bis sich die Steuergeräte neustarteten.

Wenn jemand eine tastenkombination für den reset kennt , dann immer her damit. Ich habe alle möglichen knöpfe ausprobiert und teilweise über eine Minute lang gedrückt gehalten.
 
Ich habe aktuell auch das Vergnügen mit einem S350L CDI. In Sachen Ausstattung scheinen die identisch zu sein, was auch nicht so verwunderlich wäre, wenn sie vom gleichen Vermieter kommen.

Den meisten Inhalten kann ich mich vollständig anschließen, an ein paar Stellen würde ich gerne noch etwas anmerken.

Der Innenraum ist wirklich eine Wonne. Auch wenn der Fokus der Langversion eher in der hinteren Sitzreihe liegen dürfte fand ich auch den Arbeitsplatz des Fahrers hervorragend. Was mich mal wieder zum schmunzeln veranlasst hat ist die Tatsache, dass man bei einem solchen Qualitätsniveau dann wirklich nur noch Kleinigkeiten findet, die bei einem "schlechteren" Auto nie aufgefallen wären.
Drei konkrete Beispiele sind:
1. Die sich dynamisch ausblasenden Seitenwangen der Sitze nerven mich in schnellen Kurven etwas. Die Luftkammern werden nicht stufenlos befüllt sondern abhängig von der Querbeschleunigung in definierten Stufen. Fährt man z.B. in einer schnellen Autobahnkurve über Bodenwellen, die zu wechselnden Querkräften führen, werden die Kammern analog dazu in schneller Folge befüllt und entleert. Eigentlich völlig nebensächlich aber angesichts des sonst hervorragenden Reisekomforts fand ich das etwas störend.
2. Das verwendete Material zur Abdeckung des Kombiinstrumentes. Das "Dach" was das Display für Tacho und Drehzahlmesser abdeckt ist auf der Oberseite wunderschön beledert. Wenn man es allerdings anfasst merkt man welches billige, harte und knarzende Plastik als Unterbau verwendet wird. Auch hier: wen interessiert es eigentlich?
3. Der Drehregler mit dem man die Helligkeit der Displays im Cockpit regulieren kann fühlt sich nach einem derart billigen Kunststoff an und hat Raststufen, die eher zu einem russischen Armee-Funkgerät passen. Auch das ist natürlich keine funktionale Einschränkung, würde mich aber auf Dauer eher nerven, da ich nachts die Helligkeit der Instrumente in jedem Auto zurück regele.

Ansonsten gibt es in meinen Augen nichts zu meckern und ich habe mich selten so wohl in einem Auto gefühlt.


Zum Infotainment muss man (leider) auch nicht viel sagen. Das positive ist die Burmester Anlage, die in der Tat eine sehr ordentliche Arbeit abliefert und zumindest bei mir keinen Wunsch nach mehr geweckt hat.
Beim Rest und v.a. bei der Bedienung frage ich mich was sich Mercedes dabei gedacht hat das so in sein Flagschiff zu verbauen. Da hätte man beim besten Willen auf eine Beduftung des Innenraums verzichten und dafür eine ordentliche Menüführung und Struktur aufsetzen können. Dabei ist diese nicht unlogisch aber einfach viel zu verzweigt in Anbetracht der Tatsache, dass man für viele Funktionen auf tiefe Menüebenen vordringen muss. Dazu ist der Workflow auch alles andere als schnell, was ich als wirklich nervig und in Anbetracht der Tatsache, dass wir hier von einer S-Klasse reden geradezu peinlich finde. Im Fahrzeugmenü wartet man nach dem Auswählen der "Fahrzeugeinstellungen" erst mal 2 Sekunden bis man auf der nächsten Menüebene ist. Das wird zwar begleitet von einer kleinen Animation einer vor fahrenden S-Klasse macht das warten aber auch nur die ersten 1-2 mal unterhaltsamer.
Beim Navi hat man wie bereits oben geschrieben viel Potenzial verschenkt. In Sachen Darstellung und Informationsaufbereitung ist jeder 3er BMW besser und dazu hat man einen riesigen Bildschirm zur Verfügung, den man nicht nutzt. Wirklich schade.


Der Motor ist nichts spektakuläres, v.a. nicht in einem derart schweren Auto, hat aber nie Probleme in Sachen Dynamik. Oberhalb von Tempo 200 wird es zäh aber das stört mich nicht weiter. Der Durchschnittsverbrauch lag von Hamburg nach Stuttgart bei üblem Verkehr und 6,5 Stunden Fahrzeit bei 8,6 Liter was besonders angesichts des Kilometerstandes - übernommen mit 9 (ja, neun) Kilometern Laufleistung - sehr i.O. ist.
Die Automatik ist bzgl. den Reaktionen auf Fahrpedaländerungen deutlich weniger zu meinem Fahrstil passend als der 8-Gang Automat von BMW. Das Herunterschalten kommt mir zu spät und überspringt dann gerne mal direkt einen Gang. Hier bringt das neue Getriebe hoffentlich etwas Besserung.


Das klingt jetzt allerdings alles negativer als es meine Intention war. Insgesamt bin ich nie so entspannt mehrere hundert Kilometer gefahren. Die Fahrgeräusche sind für meine Begriffe wahnsinnig gering. Bei Stadtverkehr mit niedrigen Lasten hört man im Wortsinn gar nichts vom Fahren. Das Fahrwerk fand ich sogar komfortabler als beim Vorgänger, den ich aber zugegebenermaßen auch nur mit AMG 20" (oder soger 21")-Felgen kenne.

Die Assistenzsysteme sind gerade im Stau der Hammer, wenn man ohne lenken oder Gas geben zu müssen hinter dem Vordermann her fährt. Im regulären Fahrbetrieb habe ich die Lenkhilfen jedoch deaktiviert, da ich damit nicht zurecht gekommen bin. Das mag nach einer Eingewöhnungsphase besser sein oder ich einfach zu blöd, aber wenn ich nach links lenke, möchte ich nach links fahren und nicht, dass das Auto ggf. etwas nach rechts korrigiert. Besonders wenn man nicht stur in der Mitte der Fahrbahn fährt, sondern die Spurbreite auch mal ausnutzt hat das bei mir dazu geführt, dass die Lenkung mich und ich die Lenkung korrigiert habe. Das Resultat war ein kaum spürbares, angesichts der dauernden Korrekturarbeit aber nerviges, Pendeln von links nach rechts.


Insgesamt für mich der beste bisher gefahrene Reisewagen.
 
Danke für die ausführlichen Berichte. Man merkt, dass Mercedes nicht Apple ist. Der unheimlich komplexe Funktionsumfang, den COMAND abbilden kann, ist für Laien leider nicht erschließbar.

Dafür ist dan dem Auto halt sonst sehr vieles sehr, sehr gut :zwinker:
 
Es wird aber auch stetig verbessert, wir haben Anfang Juli unsere neue s-klasse für den Limousinen Service bekommen. Das Rad für die displayhelligkeit hat keine Rasterungen mehr und fühlt sich schon wertiger an, auch das infotainmentsystem ist eine Spur zackiger geworden. Es gibt noch ein paar weitere kleine Änderungen, die aber keinen großen Unterschied machen.
 
Es wird aber auch stetig verbessert, wir haben Anfang Juli unsere neue s-klasse für den Limousinen Service bekommen. Das Rad für die displayhelligkeit hat keine Rasterungen mehr und fühlt sich schon wertiger an, auch das infotainmentsystem ist eine Spur zackiger geworden. Es gibt noch ein paar weitere kleine Änderungen, die aber keinen großen Unterschied machen.
Sehr komisch. Die S-Klasse vor der Tür habe ich wie geschrieben mit 9 km Laufleistung, also brandneu, übernommen und die hatte die Rasterung.
 
Hast du mal in den Fahrzeugschein geschaut? Mitunter stehen die Autos bei Sixt ja lange auf Halde.
 
Hehe. :D

Vielleicht hat Mercedes da mal gepuscht. Wie letztens beim E220 CDI. ;)
 
Meinst du die Erstzulassung im Fzg.-Schein? 06/2014.

Hm dann kanns nur sein dass das Ding ewig rumstand. Hast du denn noch die Eco-Taste unter der Lautstärkewalze oder schon das Start-Stopp Symbol? Sind die Radiosender leicht violett hinterlegt im Display?
 
Das Start-Stopp Symbol ist da aber die Radiosender sind nicht violett hinterlegt.
 
Hmm, ich checke das am Wochenende nochmal.
 
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