Ferrari: Bewußt geringe Stückzahlen als Strategie

UnimatrixZero

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Einerseits finde ich die Ferrari-Strategie bemerkenswert, in Anbetracht des permanenten Wachstumsstrebens der anderen PKW-Hersteller, andererseits ist es wohl genau die richtige Strategie für Ferrari, um dauerhaft überleben zu können.


[article="http://www.spiegel.de/auto/aktuell/ferrari-strategie-di-montezemolo-trimmt-die-marke-auf-exklusivitaet-a-970294.html"]Ferrari-Strategie: Kasse statt Masse
Von Tom Grünweg

Wachstum, Wachstum, Wachstum, da macht Ferrari nicht mehr mit. Anders als Konkurrenten wie Bentley oder Lamborghini will der Sportwagenhersteller immer weniger Autos verkaufen - und hat damit erstaunlichen Erfolg.

Minus sechs Prozent weltweit, minus 15 Prozent in Deutschland - würden Daimler-Chef Dieter Zetsche oder VW-Boss Martin Winterkorn solche Quartalszahlen verkünden, müssten sie wohl um ihren Job bangen. Wenn Luca di Montezemolo, der Vorsitzende des Verwaltungsrats von Ferrari, diese Bilanz vorlegt, brandet Jubel auf. Wie jüngst, als er für das erste Quartal 2014 einen Produktionsrückgang verkündete. Di Montezemolo pfeift auf hohe Stückzahlen. "Mehr Gewinn mit weniger Autos", lautet sein Rezept, das der Marke langfristig das Überleben sichern soll.

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Während die Konkurrenz nach Wachstum giert, hat ausgerechnet der Ferrari-Chef den Fuß vom Gas genommen. "Ein Ferrari muss immer etwas ganz Besonderes sein", sagt di Montezemolo. "Deshalb haben wir unsere laufende Produktion zurückgefahren und weniger Autos gebaut, als der Markt abnehmen könnte." Als er den Plan vor genau einem Jahr verkündete, nannte er 7000 Autos als Obergrenze und hat damit nach Berechnungen der Wirtschaftszeitschrift "Business Week" im vergangenen Jahr auf mindestens 400 Verkäufe verzichtet. So soll es weitergehen. "Wir möchten die Gesamtmenge der produzierten Fahrzeuge auch in diesem Jahr unter der 7000er-Marke halten", sagte di Montezemolo jetzt in Maranello.
Gewinn erzielen will der Ferrari-Boss natürlich trotzdem. "Wir werden unser wirtschaftliches Ergebnis verbessern", sagte er im gleichen Atemzug. Funktionieren soll das mit Service und Extras, die den Umsatz nach oben treiben. Für Autos wie den FF etwa gibt es Dutzende von Ausstattungsoptionen vom DVD-Monitor für die Hinterbänkler über das Gepäckset bis hin zum Kindersitz im Ferrari-Styling.

Sämtliche Ferrari-Modelle werden inzwischen personalisiert. In Deutschland zum Beispiel, wo der Ferrari-Absatz im letzten Jahr um 100 auf 652 Fahrzeuge sank und im ersten Quartal dieses Jahres erneut 30 Autos weniger verkauft wurden, kletterten die Umsätze mit der Personalisierung pro Fahrzeug um acht Prozent.

Permanent ausverkauft
Di Montezemolos Rezept geht offenbar auf. Für seine Strategie bekommt di Montezemolo viel Lob - etwa von Auto-Experte Christian Kleinhans von der Strategieberatung Berylls in München. "Die Italiener haben es in den vergangenen zehn Jahren geschafft, die Sportwagenmarke Ferrari konsequent zu einer echten Luxusmarke weiterzuentwickeln." Das funktioniere nur über eine entsprechend hohe Preispositionierung und höchste Exklusivität, sagt der Strategieberater. "Für die Marke ist es besser, man erhöht die Preise als die Stückzahlen."

Zusätzliche Exklusivität versprächen zudem Sondermodelle wie zuletzt der 458 Speciale im V8-Segment oder der Extrem-Sportwagen LaFerrari. 499 Exemplare wurden von diesem Auto gebaut - sie waren quasi über Nacht ausverkauft, trotz des Preises von einer Million Euro netto. Vom technisch ähnlich gestrickten Porsche 918 hingegen, von dem 918 Autos gefertigt werden sollen, müssen die Zuffenhausener derzeit noch rund ein Drittel der Stückzahl losschlagen.

Ferrari wiederum verlangt von seinen Kunden nicht nur Geld. Kleinhans sagt: "Nur wer guter Kunde ist, bekommt zeitnah auch die neuen Autos. Und wer ein Exemplar einer Sonderserie wie den LaFerrari fahren will, muss ein ganz Auserwählter sein."

Hohe Exklusivität - geringer Wertverlust
Ferrari fährt damit einen radikal anderen Kurs als die Konkurrenz in dieser Preisklasse. Zwar beschwören auch Lamborghini, Bentley oder Rolls-Royce die Exklusivität ihrer Produkte, doch getrieben von ambitionierten Konzernchefs und deren Blick auf den Aktienkurs erliegen sie der Wachstums-Versuchung. Bentley erzielte im vergangenen Jahr einen Absatzrekord von 10.120 Fahrzeugen und plant mittelfristig mit 15.000 Modellen pro Jahr; bei Lamborghini ging soeben das Modell Gallardo in Rente, der mit 14.022 Exemplaren meistverkaufte Typ der Firmengeschichte, nur um nach den Wünschen von Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann vom Nachfolger Huracan möglichst bald übertroffen zu werden. Und Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös gibt nach dem Rekordjahr 2013 mit 3630 Zulassungen ein mittelfristiges Ziel von bis zu 10.000 verkauften Fahrzeugen aus.
Den großen Schub erwarten die Ferrari-Konkurrenten vor allem von neuen Modellen. So will Bentley ab 2017 das erste SUV der Luxusliga anbieten - zu einem Preis von rund 200.000 Euro; die Briten kalkulieren mit Stückzahlen zwischen 3000 und 3500 pro Jahr. Auch Lamborghini würde gerne einen Extrem-SUV bauen, noch aber gab es kein grünes Licht vom Konzernvorstand für die Studie Urus. Und selbst Rolls-Royce-Chef Müller-Ötvos räumte jüngst ein, dass das SUV-Segment interessant sein könnte. Angeblich könnte 2018 so ein Modell vorfahren.

Während andere den Markenkern dehnen, dass treuen Anhängern die Tränen kommen, schnürt di Montezemolo Ferrari immer enger zusammen. Das ist einerseits eine von Analysten gelobte Strategie, andererseits aber hat Ferrari auch keine andere Option. Denn Bentley, Lamborghini oder Rolls-Royce können sich für ihre Expansionspläne aus den jeweiligen Konzern-Baukästen bedienen. Würde Ferrari ebenfalls ein SUV planen, wäre das Projekt vermutlich rasch am Ende. Denn im Fiat-Chrysler-Konzern gibt es SUV-Komponenten nur bei der zu Ferrari inkompatiblen US-Marke Jeep - oder beim derzeit einzigen, aktuellen italienischen Geländewagen, dem Fiat Panda.[/article]
 
Eine erfrischend andere Strategie und das genaue Gegenteil von Porsche.
Ich bin gespannt wie sich das in Zukunft entwickelt und kann mir gut vorstellen dass man in Zuffenhausen längerfristig nichtmehr die Margen von heute haben wird. Unterm stricht bleibt dennoch die Frage wer absolut mehr Gewinn macht. Vielleicht ist man auch einfach zu dem Schluss gekommen, dass die Ferraristi einen Expansionskurs als Porsche nicht mit machen würden, während deren Klientel zwar schimpft aber trotzdem weiter zu kaufen scheint.
 
Mist, jetzt muss ich auf meinen Ferrari wohl noch länger sparen:cry::cry::cry::biggrin:

Im Ernst, finde die Strategie auch gut. Hat auch was von "bin mit dem zufrieden was ich habe und kann es dennoch ausbauen"
 
" oder beim derzeit einzigen, aktuellen italienischen Geländewagen, dem Fiat Panda" yes! Italien ist das Land der SUV- & Geländewagenhersteller :D Klasse, was Ferrari abzieht. Die Qualität der Fahrzeuge wird auch immer besser und obwohl am technischen Limt der Belastungsgrenzen konstruiert wird, sind das mittlerweile richtige Dauerläufer geworden. Der FF oder 612 hat ja schon massenverträgliche Inspektionsintervalle ... so muss sportlicher Luxus sein, well done!
 
Ich mag Ferrari nicht besonders und Porsche auch nicht. Wenn ich mich recht erinnere, hat Porsche damals die hohen Stückzahlen (Einführung des Boxsters) zum Überleben gebraucht (Abbau von Fixkosten). Ferrari fängt dies durch einen höheren Verkaufspreis ab:

Umsatzrenditen (Quelle http://www.focus.de/auto/news/ein-f...d-im-premium-segment-verdient_id_3769825.html http://www.handelsblatt.com/auto/na...rsche-zeigt-wo-der-hammer-haengt/8032740.html) 2013:
Ferrari 14%
Porsche 18%

Meiner Meinung nach steht Porsche von der Kostenseite her besser da. Man versucht mit den neuen kleinen Geländewagen in der oberen Mittelschicht Käufer zu finden. Das sind allerdings die Käuferschichten, die bei einer neuen Wirtschaftskrise ihre Neuinvestition aufschieben. Ferrari-Käufer hingegen sind so wenige und so verdammt reich, dass die weiterhin Fahrzeuge kaufen.
 
Andere Hersteller sollten auch mal in diese Richtung denken. Denn die Masse an Neuwagen ist Gift für die Umwelt und sinnfrei dazu.

Autos dürfen nicht zu Wegwerfprodukten verkommen.
 
Autos dürfen nicht zu Wegwerfprodukten verkommen.
Ein 5 Jahre altes Auto ist ja schon "alt"...kann immer nur den Kopf schütteln, wenn ich sowas höre. Und was älteres als 15 Jahre zu fahren ist ja für viele gar nicht vorstellbar...
 
Wenn ich immer sage der Z4 ist 10 Jahre alt und der Alpina knapp 23 Jahre, tritt meistens großes Staunen ein.:biggrin:

Da wird aus dem schau dir mal den an der hat zwei Bmw, schon fast so eine arme Sau kann sich kein neues Auto leisten.:roflmao:
 
Wenn meiner frisch gewaschen ist und glänzend dasteht kann auch immer keiner glauben, dass der 18 Jahre alt ist.
 
Äh. Ok. Merk ich selbst. :D
 
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